Als die "RMS Titanic" am 14. April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York spätabends in voller Rekordfahrt von einem Eisberg aufgeschlitzt wurde und gegen 02.20 Uhr des nächsten Tages 1513 Menschen in ihr eisiges Grab mitnahm, sank nicht nur das bislang weltgrößte Schiff.

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Auch der Glaube in den propagierten technischen Fortschritt wurde erschüttert, als der Koloss sank, barst und mit 80 Stundenkilometern in 3821 Meter Tiefe am Grund des Atlantiks aufschlug. Aus der "Unsinkbaren" wurde ein Mahnmal menschlichen Hochmuts und fortgeschrittener Fahrlässigkeit. Der Mythos Titanic geht weiter auf große Fahrt: Untergangsromantiker schauen sich wieder den Hollywoodstreifen von 1997 an – und Kreuzfahrtfreunde könnten tatsächlich bald ihr ganz persönliches Titanic-Ticket buchen.

Clive Palmer, 64-jähriger Milliardär aus Australien, der seinen Reichtum im Bergbau schürfte, bekräftigte und reanimierte nun seinen Plan, die "Titanic II" zu bauen. Die Replik soll 2022, exakt 110 Jahre nach dem jähen Ende des Originals, in See stechen. Aus der White Star Line, die einst die "RMS Titanic" in See stechen ließ, wurde die "Blue Star Line"-Reederei. Es gelte, ein "authentisches Titanic-Erlebnis zu schaffen", tönte Palmer nun bei der Projektpräsentation in London. Ohne Probleme läuft auch die Neuauflage nicht: Ursprünglich für 2012 angekündigt, ließ die Realisierung des 500-Millionen-Dollar-Vorhabens bislang auf sich warten. Finanzierungsengpässe, nicht Eisberge, galten als Grund der Verzögerung.

Die Original-Titanic bei ihrer Abfahrt von Southampton am 10. April 1912
Die Original-Titanic bei ihrer Abfahrt von Southampton am 10. April 1912 © (c) AP


Nun fiel der Startschuss für die Wiederaufnahme des Projekts. Gebaut wird nicht in Belfast, sondern bei CSC Jinling im chinesischen Nanjing. Optisch ist die "Titanic II" stark an ihre Vorgängerin angelehnt, sogar die vier markanten Mehrparteienhaus-Schornsteine von einst sind vorgesehen. Wie das Original 269 Meter lang, aber vier Meter breiter und stabiler soll sie Ozeane durchpflügen – und modernsten Ansprüchen gerecht werden. 2400 Passagiere und 900 Besatzungsmitglieder werden künftig auf neun Decks und in 840 Kajüten Platz finden. Sogar eine dritte Klasse ist – wie einst – vorgesehen. Angetrieben wird das Ungetüm mit Diesel-Aggregaten – Kohleheizer wird es nicht mehr geben.

Viele Nachbauprojekte scheiterten

Dafür viel Luxus im Retrolook: "Das Schiff wird die ganze Welt umschiffen, Menschen inspirieren und sie erfreuen, wenn es in den Häfen für ungebrochene Aufmerksamkeit, Faszination und Zauber sorgt", so Palmer. Als Ziel wird unter anderem das Emirat Dubai, Heimathafen unzähliger Schwerreicher, genannt. Es bleibt spannend, ob das Schiff tatsächlich vom Stapel laufen wird: Nachbauprojekte scheiterten bereits reihenweise.

Es gebe über sieben Milliarden Menschen, sagte Palmer im Interview: "Wenn ich auf alle Kritiker hören würde, würde ich morgens doch gar nicht mehr aufstehen." Die Idee scheint zumindest unsinkbar – ob es ein gutes Omen ist, an Bord eines Schiffes zu gehen, das zum Synonym für Untergang wurde, muss am Ende jeder Passagier selbst wissen.