In gewisser Weise war es dem "zweiten Mann am Mond" wohl in die Wiege gelegt, große Höhen zu erreichen. Denn bereits sein Vater war Armypilot und war im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Buzz Aldrin selbst war schon 1932, im Alter von zwei Jahren, an Bord eines Flugzeugs unterwegs.
Auch der sportbegeisterte Jugendliche heuerte beim Militär an. Im Rahmen seiner Ausbildung in der Militärakademie West Point absolvierte er einen Bachelor als Maschinenbauingenieur. Das sollte später noch im Rahmen seiner Astronautenkarriere von Bedeutung werden.

Mehrmals auf Graz-Besuch

In diese Zeit nach seinem Abschluss fällt auch der erste Besuch von Buzz Aldrin in Österreich, genau genommen im Jahr 1951 in Graz. Denn seine Heimatgemeinde – Montclair in der Nähe von New York – war eben Partnergemeinde von Graz geworden. "Ich erinnere mich noch sehr gut an den Grazer Uhrturm", erzählte er dem Autor, als er 40 Jahre später wieder in Graz war, um an einem Weltraumkongress teilzunehmen.

Doch vorerst standen ganz andere Herausforderungen an: Aldrin war bei der US-Air-Force eingesetzt und musste wie Armstrong in den Koreakrieg ziehen. 66 Einsätze zählte sein Bordbuch, dabei schoss er zwei MiG-15 ab. Eine nicht untypische Jugendzeit für die späteren Astronauten: Sie waren vor ihrem ersten Weltraumstart schon oft in Lebensgefahr geraten und hatten extrem kritische Situationen gemeistert. Wer nicht direkt Kampferfahrung mitbrachte, spazierte als Testpilot immer am Abgrund entlang.

Aldrin war nach dem Koreakrieg auf verschiedenen Luftwaffenbasen stationiert, so unter anderem auch in Deutschland. 1959 begann er sein Maschinenbau-Doktoratsstudium am MIT in Boston, das er vier Jahre später abschloss. In seiner Arbeit (die man online herunterladen kann) beschäftigte er sich mit Navigationsproblemen und Andockmanövern im Erdorbit. Als er sich 1963 erfolgreich als Astronaut bei der dritten Astronautenstaffel bewarb, war er der erste Astronaut überhaupt mit Doktortitel.

Zweimal gelangte Aldrin in den Weltraum, bei Gemini-12 (November 1966) erprobte er nicht nur "seine" Navigationstechniken, sondern führte sehr erfolgreich einen Außenbord-Einsatz durch. Höhepunkt seines Lebens war freilich der Apollo-11-Flug, den er als Pilot der Landefähre "Aquarius" absolvierte. Gut zwei Stunden war er auf der Mondoberfläche unterwegs.

Aldrin hatte – wie andere Astronauten auch – große Probleme, als er wieder in die "normale" Welt eintauchen musste. Er litt an Depressionen, schon sein Großvater und seine Mutter hatten Selbstmord verübt – Letztere übrigens ein paar Monate vor seinem Start zum Mond. Merkwürdiger Zufall: Seine Mutter hieß im Mädchennamen "Moon" (Mond).
Aldrin litt schwer darunter, der ewige Zweite gewesen zu sein.

Historische Höhen, tiefe Täler

Er wurde depressiv, alkohol- und medikamentenabhängig. Mühsam arbeitete er sich Ende der 1970er-Jahre wieder aus der Suchtabhängigkeit heraus. In seinem Buch "Rückkehr zur Erde" problematisierte er diese Lebensphase, in der auch seine erste Ehe (von insgesamt drei) scheiterte. Mit 58 Jahren legte er seinen offiziellen Vornamen Edwin Eugene ab und nannte sich endgültig "Buzz" – eine Verballhornung durch seine Schwester in der Kindheit.

Dennoch blieb er der Raumfahrtindustrie immer verbunden, oft als Berater. Noch immer ist Aldrin auch als Kommentator gefragt. Dass es ihn zu Extremsituationen zieht, hat er erst vor drei Jahren bewiesen: Als 86-Jähriger erreichte er im Jahr 2016 als ältester Mensch bisher den Südpol.