Durch die unendliche Leere, ein wissenschaftsgeborenes Himmelfahrtskommando geradezu – nur, um zu zeigen, dass es "geht"? Der Beweis, dass es der Menschheit möglich ist, auf dem Mond zu landen, wurde seit 1969 vielfach erbracht. An Faszination dürfte der Erdtrabant aber zukünftig nichts einbüßen. Im Gegenteil: Es gibt eine lunare Renaissance.

Ein neuer Marathon zum Mond

USA und Russland, aber auch Europa, China und Israel zieht es zum einzigen natürlichen Satelliten unseres Planeten. "Es läuft ein geopolitischer Wettbewerb, den Mond zu erkunden bzw. zu erschließen. Man kann sich das derzeit aktuell wie den Wettlauf zum Südpol zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorstellen", bilanziert Gernot Grömer, Astrophysiker und Direktor des Österreichischen Weltraumforums. Dauerhafte Mondsiedlungen sind geplant, vor allem wird der Mond künftig aber auch als Übungsgelände für die Mars-Exploration verstanden werden. "Kleine Außenposten, die später wachsen, sind denkbar – bis hin zu kleinen Siedlungen, ähnlich wie am Südpol in Spitzenzeiten Tausende Menschen leben", entwirft Grömer hier ein Zukunftsszenario.

Die Nasa beauftragte gleich drei Firmen mit dem Bau von unbemannten Mond-Landern – dies wären die ersten US-Raumschiffe auf dem Mond, seit die Astronauten von "Apollo 17" den Erdtrabanten 1972 hinter sich ließen. Mehr noch: Im Mai forderte US-Präsident Donald Trump den Kongress auf, der Raumfahrtbehörde Nasa für das Jahr 2020 zusätzliche Mittel in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar zu bewilligen. Binnen fünf Jahren sollen wieder US-Astronauten auf dem Mond landen, darunter eine Frau. Fortgeschritten ehrgeizig für eine Nation, die diesbezüglich seit über 45 Jahren nicht mehr aufzeigte. Prinzipiell hat es die Nasa bei Konzipierung und Umsetzung solcher Vorhaben nicht ganz einfach: Jede neue US-Regierung möchte dem in den 1950er-Jahren aus militärischen Strukturen erwachsenen Koloss ihren Stempel aufdrücken.

Offenkundig wird bei dem neuen Griff nach dem Mond, dass die private Raumfahrt expandiert und die neuen All-Gurus Milliarden in verschiedenste Projekte pumpen: Bemannte Flüge plant in den USA vor allem SpaceX von Raumfahrtunternehmer Elon Musk. Amazon-Gründer Jeff Bezos will der Nasa helfen und Mondautos, Geräte, möglicherweise sogar Menschen transportieren. Attraktiv sei der Mond vor allem wegen seiner Ressourcen. Probleme bereitet die Konstruktion einer neuen leistungsfähigen Trägerrakete – aber auch hier könnte man von staatlicher Seite auf die privaten Raumfahrtfrächter zurückgreifen: "Wenn kommerzielle Raketen der einzige Weg sind, um amerikanische Astronauten bis 2024 zum Mond zu bringen, dann werden es eben kommerzielle Raketen sein", hielt US-Vizepräsident Mike Pence fest. Dmitri Rogosin, der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, betonte, dass sein Land an einer Mondbasis interessiert sei: "Wir konzentrieren uns nicht bloß auf die Umlaufbahn des Mondes." Auch die russische Akademie der Wissenschaften arbeitet an der Umsetzung bemannter Missionen.

Rückschläge schrecken nicht ab

Im Starterfeld des neuen Rennens um den Mond sind längst zahlreiche andere Staaten: China brachte z. B. im Jänner als erstes Land eine Sonde ("Chang'e 4") auf die erdabgewandte Seite. Dabei wurde der etwas hüftlahme Mond-Rover "Jadehase 2" ausgesetzt. Das dürfte lediglich der Vorbote gewesen sein: Binnen eines Jahrzehnts will Peking bemannte Missionen zum Mond bringen sowie eine Raumstation auf dem Erdtrabanten auf die Beine stellen. Erst im April scheiterte das erste private Mondprojekt der israelischen Organisation SpaceIL, bereits im Jahr 2021 oder 2022 soll aber "Beresheet 2" den Erdtrabanten erreichen – und diesmal sanft aufsetzen.

"Aktuell entstehen die Technologien, um den Mond zu erkunden bzw. zu erschließen", ist sich Weltraumexperte Grömer sicher. Selbst Star-Architekt Norman Foster entwarf bereits Wohnmöglichkeiten auf dem Mond. Der Transport von irdischem Baumaterial zum Erdtrabanten wäre schwierig bis undurchführbar – hier könnten 3D-Drucker vor Ort helfen. Als Basis soll das lockere Oberflächengestein des Mondes herhalten. Immer häufiger fällt der Begriff "Mondtourismus", ein lunarer Kuchen, an dem viele mitnaschen wollen. Nicht immer gelingt das: Jüngst meldete das Berliner Raumfahrt-Start-up PTScientists, das ebenfalls an der Umsetzung einer Mondmission arbeitete, Insolvenz an.

Den Mond dürfte eine bewegte Zukunft erwarten: Milliarden Jahre alt und doch Neuland.