1307 Windräder drehen sich bislang in Österreich und erzeugen jährlich rund 7,6 Terawattstunden (7,6 Milliarden Kilowattstunden) Strom, was etwa einem Zehntel des österreichischen Verbrauchs entspricht. Dass es mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Preisexplosion bei Öl und Gas noch viel mehr sein könnte, betonten Vertreter des Branchenverbands IG Windkraft am Dienstagvormittag. "Das Potenzial in Österreich ist für die Windkraft sehr groß und es wäre ein großer volkswirtschaftlicher Verlust, es nicht zu nutzen", sagt Geschäftsführer Stefan Moidl.

Die Windkraft-Betreiber fordern vor allem von den Bundesländern, die "Handbremse beim Ausbau" zu lösen und mit einer Windstrom-Offensive die fossilen Energieträger zurückzudrängen. Moidl verweist dabei auf Deutschland, wo sich die Ampelkoalition das Ziel gesetzt habe, zwei Prozent des Staatsgebiets für Windräder vorzusehen, was auch in einigen deutschen Bundesländern als Ziel gelte. "Würden wir in Österreich zwei Prozent der Landesfläche für die Windkraft nutzen, könnten auf diese Weise im Jahr 83 Terawattstunden Strom im Jahr erzeugt werden. Das ist mehr, als Österreich derzeit insgesamt verbraucht", sagt Moidl. Bei einem Prozent der Landesfläche seien 43 Terawattstunden Windstrom pro Jahr möglich. Derzeit beanspruchen die Windräder rund 0,2 Prozent der österreichischen Flächen.

Geringe Flächenbeanspruchung

Eingerechnet seien in den Flächenverbrauch Abstände von drei mal vier Rotorlängen zwischen den Anlagen, sagt IG-Windkraft-Vorstand Hans Winkelmeier. "Die tatsächlich beanspruchten Flächen für Fundamente, Bauplätze und Wege machen davon nur 1,2 Prozent aus. Der Rest kann weiterhin genutzt werden, etwa für die Landwirtschaft."

Nach den derzeitigen Plänen, die das Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) vorsieht, soll die jährliche Windstromerzeugung in Österreich bis 2030 um 10 Terawattstunden auf 17,3 Terawattstunden wachsen. Nötig seien dafür laut dem Branchenverband nur 400 zusätzliche Windräder. Der Rest des Ausbaus erfolge durch das Ersetzen von Altanlagen durch leistungsstärkere Räder (Repowering), wie die folgende Grafik veranschaulicht:

Das derzeitige Tempo bei Genehmigungen und Flächenausweisung lasse aber sogar diese Ziele wackeln, kritisiert Moidl. Ein Ausbau auf ein Prozent der Landesfläche würde dagegen die Zahl der Windräder auf rund 2670 mehr als verdoppeln, bei einer Inanspruchnahme von zwei Prozent Fläche würden sich am Ende in Österreich mehr als 5300 Windräder drehen.

Forderung nach schnelleren Verfahren

Um den Ausbau zu beschleunigen, fordert die IG Windkraft sämtliche Bundesländer auf, mehr Flächen für Windräder auszuweisen. Zudem seien Genehmigungsprozesse durch besser strukturierte Verfahren und besser ausgestattete Behördenapparate zu beschleunigen. Doppelprüfungen etwa beim Landschaftsschutz sollen nach Vorstellung der Windkraftbranche abgeschafft werden, zudem brauche es parallel einen Ausbau der Stromnetze und Speichermöglichkeiten.

Dieser letzte Punkt soll helfen, die Erzeugungsschwankungen zwischen windreichen und windarmen Tagen zu kompensieren. "Parallel brauchen wir eine höhere Flexibilität beim Verbrauch", sagt Moidl. In der Industrie und in den Haushalten lasse sich das durch lokale Speicherlösungen gut bewerkstelligen.

Hohe Strompreise als Booster

Besonders lukrativ machen neue Windkraftanlagen die ebenfalls in die Höhe geschnellten Strompreise. "Bei den derzeitigen Marktpreisen sind die Förderungen für uns überhaupt kein Thema", bestätigt Moidl. Wichtig sei jetzt, Standorte für Anlagen in allen Bundesländern zu finden.