Mittwochvormittag gibt es eine letzte Abstimmungsrunde der zuständigen Minister, doch bereits am Dienstag sickerte durch: Ab 16. Juni gibt es keine Barriere mehr zwischen uns und vielen Ländern am Meer. Zu mehr als zwei Dutzend Staaten gehen die Grenzbalken wieder hoch, darunter dem Vernehmen nach ohne jede weitere Beschränkung Italien, Kroatien und Griechenland. Lesen Sie dazu unsere Korrespondentenberichte. Das bedeutet, dass in diesem Sommer der große Wettstreit um die Touristenströme eröffnet ist: Berg oder Bucht, Alm oder Adria. Das entscheidet der Kunde.

Die Dämme brachen, als der kroatische Premier Andrej Plenkovic per Tweet vermeldete, dass er von Kanzler Sebastian Kurz telefonisch die frohe Kunde vernahm. Schnell machte die Nachricht die Runde. Kurz vor Fronleichnam ist ganz Österreich aufs Meer gepolt, auch wenn die neue Regelung erst danach in Kraft tritt. Vor allem geht es ja um die Rückkehr, darum, ob es dann noch einer Quarantäne bedarf. Wer jetzt reist, aber erst Dienstag früh zurückkommt, hat freie Fahrt.

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) wird heute mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) informieren. Schweden und Spanien müssen noch warten. Die Empfehlung der Bundesregierung lautet weiterhin, den Sommerurlaub 2020 möglichst in Österreich zu verbringen.

Kroatien: Der Musterschüler steht bereit

Ausgerechnet bei der Vorstellung seines Wahlprogramms konnte Kroatiens Premierminister Andrej Plenkovi(´c) seinen Landsleuten am Dienstag die frohe Botschaft verkünden: In 24 Stunden haben die Gesundheitsbehörden des Adriastaats keine Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert. Per Twitter hatte der Premier zuvor bereits den bevorstehenden Fall der letzten Barriere für Urlauber aus Österreich verkündet: Zwar bestätigte das Klinikzentrum in Split am Dienstag den Tod von zwei 79-jährigen Frauen, die sich in zwei Altersheimen der Stadt infiziert hatten. Aber aus epidemiologischer Sicht kann sich Kroatien neben Montenegro und Griechenland derzeit zu Recht als eines der sichersten Touristenziele am Mittelmeer rühmen: Neue Corona-Infektionen werden in dem Küstenstaat kaum mehr vermeldet.

Neben den auch wegen des verregneten Frühsommers noch immer weitgehend entvölkerten Stränden sind im Adriastaat auch die Intensivstationen leer: Während die Zahlen in Serbien, Nordmazedonien und Kosovo wieder kräftig am Schwanken oder gar am Steigen sind, ist die Lage in Kroatien schon seit Wochen auffällig stabil.
Insgesamt hatten sich in dem Küstenland seit Anfang März nur 2247 Personen infiziert, davon sind 2130 ausgeheilt und 110 Menschen verstorben. Im Spital sind nur noch sechs Patienten: Keiner von ihnen hängt allerdings mehr am Beatmungsgerät. Die günstige epidemiologische Lage lässt den Krisenstab die Präventivmaßnahmen weiter lockern. Ab 15. Juni soll das Publikum bei Sportveranstaltungen wieder zugelassen sein: Zumindest das Saisonfinale der von Seriensieger Dinamo Zagreb vorzeitig längst entschiedenen Fußballmeisterschaft werden die Fans wieder im Stadion verfolgen können. Thomas Roser

Italien: Dolce Vita mit Maske

Italien atmet mit der Öffnung der eigenen Grenzen für ausländische Touristen auf: Seit Mitte März sinken die Zahlen der Corona-Neuinfektionen, mit einzelnen Ausreißern stetig. Mittlerweile hat der Nachbar im Süden wesentlich weniger Neuinfektion pro Tag als Deutschland. Über die Hälfte der Fälle verzeichnet nach wie vor die von Anfang an am stärksten betroffene Lombardei. Das dortige Gesundheitssystem verfügt jedoch seit Wochen wieder über freie Betten in den Intensivstationen.

Maskenpflicht in geschlossenen Räumen und Abstandsregeln sollen eine neue Ansteckungswelle verhindern. In Ballungsräumen wie Rom und Mailand halten jedoch in Ausgehvierteln vor allem Besucher von Bars und Restaurants den Mindestabstand von einem Meter häufig nicht ein. Auch an den wieder eröffneten Stränden rücken viele Besucher trotz Verboten von Gruppensport und Musikveranstaltungen näher zusammen.

Viele Touristen zögern, traditionelle italienische Urlaubsziele anzusteuern. Daher kommt es hauptsächlich dort zu Menschenansammlungen, an denen sich Bewohner von Großstädten wie Neapel vor der eigenen Haustür treffen. Der Anteil der Regionen, die keine Neuinfektionen aufweisen ist indes auf ein Drittel gestiegen. In den meisten übrigen lassen sich die Erkrankungen an einer Hand abzählen. Mehr als zehn neue Fälle pro Tag verzeichnen neben der Lombardei nur die Emilia-Romagna, Piemont und Ligurien.

Ein Massentest im ehemaligen Corona-Hotspot Bergamo in der Lombardei zeigte, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung über Antikörper gegen Covid-19 verfügt. Die Gesundheitsbehörden relativierten die Zahlen jedoch mit dem Hinweis, dass vor allem Menschen in Quarantäne in besonders stark betroffenen Teilen der Provinz getestet worden seien. Bettina Gabbe, Rom

Griechenland: Inselglück mit Isolierstation

Nach drei Monaten Zwangspause öffnen ab Montag Hotels und Pensionen in Griechenland. Auch der internationale Flugverkehr an den Flughäfen Athen und Thessaloniki wird aufgenommen. Die Regional- und Inselflughäfen öffnen am 1. Juli für das Ausland. Einreisen dürfen aber ohne Weiteres nur Urlauber aus 29 Ländern, die wegen günstiger Corona-Zahlen als unbedenklich gelten. Dazu zählt Österreich. Für Besucher aus den 29 Ländern wird es bei der Einreise nur stichprobenartige Corona-Tests geben. Reisende aus anderen Staaten werden bei der Ankunft ausnahmslos getestet und müssen für mindestens sieben Tage in Quarantäne.

Hellas hat von allen europäischen Mittelmeeranrainern die niedrigste Zahl von Covid-19-Sterbefällen pro Million Einwohner. Die Basisreproduktionszahl „R0“ liegt bei 0,31. Damit glaubt sich das Land für den Neustart des Tourismus gut aufgestellt. Austrian Airlines will im Juli sogar 20 Prozent mehr Charterflüge anbieten als 2019.
Die Regierung hat das medizinische Personal auf den Inseln verstärkt, es wurden Isolierstationen und zusätzliche Intensivbetten eingerichtet. In Hotels und Restaurants gelten Abstandsregeln. Die Behörden überprüfen die Einhaltung der Vorschriften, bei Verstößen drohen drakonische Strafen. Gerd Höhler, Athen