Gesundheitsminister Rudolf Anschober, Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) und Bernhard Benka, Mitglied der Coronavirus-Taskforce im Gesundheitsministerium haben heute über den neuesten Stand in der Coronakrise informiert. Dabei gab es offenbar eine Falschinformation, die nun korrigiert wurde:

Unter Verweis auf EMS-Eingaben von der AGES wurde zunächst erklärt, dass eine später diagnostizierte Corona-Patientin schon am 5.2. in Ischgl anwesend gewesen sei. Das Gesundheitsministerium hat dies nun am Abend korrigiert: "Hier dürfte bei Eingabe in oder Übernahme aus dem EMS-System ein Eingabefehler passiert sein, es bleibt in diesem Fall beim Datum 5.3.", so das Ministerium. Anschober: ”Ich habe die Autoren der Dokumentation beauftragt, den Hintergrund dieses Fehlers lückenlos aufzuklären. Auch bei der Pressekonferenz hat der Vertreter der AGES aus der präsentierten Studie keine Vorwürfe an die regionalen Behörden formuliert. Denn selbst beim genannten Datum hätte niemand einen Menschen ohne starke Symptome erkennen und darauf Maßnahmen aufbauen können.”

Der Minister hatte auf der ursprünglichen Pressekonferenz eine gute Nachricht zu vermelden: Die Zahl der Genesenen ist jene, die am stärksten zunimmt. Sie beläuft sich mit dem heutigen Tag auf 1749 Personen.

Gut 1057 Personen sind laut Anschober derzeit im Spital, 227 auf einer Intensivstation. 158 Personen sind leider verstorben.

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Weitere gute Nachricht: "Die Kurve der Zuwachsrate an Neuinfektionen hat sich abgeflacht", so Anschober. "Das ist Licht am Ende des Tunnels, aber unser Ziel haben wir noch lange nicht erreicht." Man sei bei einer Verdoppelung innerhalb von vier Tagen gelegen, derzeit seien es acht Tage, bei 14 Tagen könne man von stabilen Verhältnissen reden.

Man habe die bisherigen Infektionen nach Verbreitungsgebieten geclustert und dabei folgende Informationen gewonnen:

  • Die Ansteckung erfolgt in aller Regel bei direktem Kontakt, dann also, wenn der Mindestabstand von 1 Meter nicht eingehalten werde.
  • Auch dann erfolge eine Ansteckung in aller Regel nur dann, wenn dieser direkte Kontakt über 10 bis 15 Minuten hinweg gegeben sei.
  • Das Risiko, andere Personen anzustecken, bestehe in der Regel nur innerhalb von acht Tagen nach der Ansteckung, auch wenn es danach oft wochenlang noch positive Befunde gebe. Ausgenommen: Schwersterkrankte.

Barkeeper war nicht der "Spreader"

Der bisher viel genannte Barkeeper, dem in Medien unterstellt wurde, Dutzende in einem Apres-Ski-Lokal angesteckt zu haben, war demnach nicht der "Spreader". Vielmehr war er laut Allerberger der Erste von den in Ischgl Erkrankten, der zum Arzt ging und Anfang März positiv getestet wurde. Er habe fälschlicherweise die Rolle des angeblichen Weiterverbreiters "umgehängt bekommen", betonte Allerberger. Schon Wochen vor ihm sei beispielsweise eine Kellnerin mit dem Coronavirus infiziert worden. Andererseits hätten sich zwei Erasmus-Studenten, die ebenfalls in Ischgl waren, schon vorher in Bologna angesteckt.

Risikogruppen werden ermittelt

Die Beratungen der Experten darüber, welche Österreicherinnen und Österreicher zu den besonders gefährdeten Risikogruppen zählen und daher besonders zu schützen sind, dauern noch an. Anschober (Grüne) zur Kleinen Zeitung: „Wir machen das Thema der Risikogruppe mit schweren Vorerkrankungen zu einem zentralen Schwerpunkt. Es wird bis zum Wochenende vorbereitet, weil es um die Abgrenzung der Gruppe und ihre Zusammensetzung geht."

Die Risikoangruppen, die besser geschützt werden sollen, würden derzeit von den Krankenkassen ausfindig gemacht. Identifiziert werden sollen mögliche Betroffene aufgrund der Medikamentierung. Die Entscheidung treffe dann ein Arzt. Zur Situation in Tirol, wo erst sehr spät auf die Ausbreitung des Coronavirus reagiert wurde, plädierte der Gesundheitsminister für genaue Aufklärung nach Bewältigung der Krise.

Das Regieren sei derzeit nicht einfach, erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober zuvor im Ö1-Morgenjournal. In Bezug auf Tests sei auf dem Weltmarkt immer noch eine Mangelsituation gegeben, der Druck sei groß.

Bisher hat es in Österreich 92.190 Testungen auf SARS-CoV-2 und damit deutlich mehr, als zuletzt vom Gesundheitsministerium verlautbart wurde, gegeben. "Es gibt deutlich mehr Testungen, als in den Tagesmeldungen ersichtlich", sagte Anschober. Als Grund für die Differenz nannte Anschober, dass viele kleine Labors - österreichweit führen mittlerweile über 40 diese Tests auf das Coronavirus durch - noch nicht mit der Schnittstelle verbunden sind, die direkt Daten ins Epidemiologische Meldesystem (EMS) einspeist.