Frankreich und Italien haben am Samstag Großdemonstrationen gegen Gewalt an Frauen stattgefunden. Zahlreiche Teilnehmer in der französischen Hauptstadt Paris trugen lila Spruchbänder oder Plakate. Proteste gab es auch in Städten der französischen Regionen, wie lokale Medien am Samstag berichteten. Das Bündnis #Noustoutes hatte zu den Aktionen aufgerufen, an denen zehntausende Menschen teilnahmen.

Mindestens 116 Frauen wurden in Frankreich seit Jahresbeginn von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet, wie eine Recherche der Nachrichtenagentur AFP ergab. Aktivisten berichteten hingegen von mindestens 137 Frauen, die getötet wurden. Im vergangenen Jahr gab es nach offiziellen Angaben 121 Todesopfer.

Regierung soll handeln

In Frankreich gibt es über das Thema seit Monaten eine Debatte, Gleichstellungsministerin Marlène Schiappa rief im Sommer einen Runden Tisch ins Leben. Aktivistinnen hatten der Regierung damals vorgeworfen, nicht ausreichend zu handeln. Die Regierung will der Deutschen Presse-Agentur zufolge an diesem Montag Ergebnisse der Debatte vorstellen.

Unter dem Motto "Nicht eine weniger" gingen auch in Rom tausende Menschen auf die Straße. An der Spitze marschierten Vertreterinnen von Frauenhäusern und Beratungsstellen. Sie versammelten sich auf der zentralen Piazza della Repubblica und schwenkten Plakate mit Slogans für die Sicherheit der Frauen.

An jedem dritten Tag ein Mord

An jedem dritten Tag wird einer Studie des Institutes Eures eine Frau in Italien ermordet. Seit Jahresbeginn wurden laut jüngsten Angaben 94 Frauen in Italien ermordet, die meisten davon von Ehemännern oder Lebensgefährten. Erst am Freitag wurde eine 30-jährige Frau in Palermo von ihrem Liebhaber erstochen. "Es scheint leider wie ein Virus zu sein, eine schreckliche Sache, die da geschieht, und die nicht den gesellschaftlichen Skandal auslöst, den sie sollte", sagte die frühere Parlamentspräsidentin Laura Boldrini als eine der Prominenten unter den Demonstrantinnen.

Organisiert wurde die Demonstration in Rom zum vierten Jahr infolge von italienischen Frauenverbänden. Sie klagen auch über Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt und einen Mangel an Kinderbetreuung. Sie fordern mehr Halbtags-Jobs und Unterstützung für Familien sowie Chancengleichheit und ein Ende des sexistischen Umgangs mit Frauen.

Seit 1981 organisieren Menschenrechtsorganisationen in Italien jedes Jahr zum 25. November Veranstaltungen, bei denen die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber Frauen und Mädchen thematisiert wird und die die allgemeine Stärkung von Frauenrechten zum Ziel haben. Dabei kommen vor allem Themen wie Zwangsprostitution, sexueller Missbrauch, Sextourismus, Vergewaltigung, Beschneidung von Frauen, häusliche Gewalt, Zwangsheirat, vorgeburtliche Geschlechtsselektion, weibliche Armut und Frauenmorde zur Sprache.