Ende Jänner hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) die Kombination von zwei Protease-Inhibitoren (Nirmatrelvir/Ritonavir; Paxlovid) für die Behandlung von Covid-19-Patienten mit hohem Risiko zugelassen. Informationen über die Wirksamkeit hat es zunächst nur vom US-Pharmakonzern Pfizer gegeben. Am Donnerstag ist die Zulassungsstudie (Phase III) im weltweit angesehenen New England Journal of Medicine erschienen. Sie belegt eine hohe Effektivität der Medikation.

Jennifer Hammond und das übrige Autorenteam, alle vom US-Pharmakonzern Pfizer, berichten über das Endergebnis der doppelt verblindeten und placebokontrollierten Studie der Phasen II und III (weder Patienten noch Ärzte wussten, wer Placebos und wer die echte Therapie erhielt). Per Zufall bekamen insgesamt 1120 Covid-19-Patienten, die zuvor ungeimpft gewesen waren, die echte Behandlung mit Nirmatrelvir (Sars-CoV-2-Protease-Hemmer) und Ritonavir (ebenfalls Protease-Inhibitor). Die zweite Wirksubstanz soll ausschließlich den Abbau von Nirmatrelvir verzögern. 1126 Patienten erhielten Placebos.

Drei Tage nach den ersten Symptomen

Das alles erfolgte spätestens drei Tage nach dem Auftreten von Covid-19-Symptomen. Alle Studienteilnehmer mussten ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. In der Studie nahmen die Patienten die Kapseln jeweils alle zwölf Stunden über fünf Tage hinweg ein.

Die Wirksamkeit war hoch: Schon in der ersten Zwischenauswertung mit 774 Patienten zeigte sich eine Reduktion der Häufigkeit einer Spitalsaufnahme oder des Todes durch Covid-19 unter Anwendung von Paxlovid um 89,1 Prozent. "Diese Wirksamkeit blieb auch in der Endauswertung mit 1379 Patienten (...) erhalten (Risikoverminderung um 88,9 Prozent). Alle 13 Todesfälle ereigneten sich in der Placebo-Gruppe", schrieben die Autoren. Es hätte keinerlei Hinweise auf Sicherheitsprobleme gegeben.

Kein Ersatz für die Impfung

Medikamente wie die Kombination von Nirmatrelvir und Ritonavir sind kein Ersatz für die Impfung. In der frühen antiviralen Therapie von Covid-19-Patienten könnten die Mittel in Zukunft aber besonders wichtig werden, weil sie offenbar einen Effekt gegen die verschiedenen Sars-CoV-2-Varianten aufweisen.

Hingegen helfen die meisten bisher entwickelten monoklonalen Antikörper als Biotech-Medikamente gegen Covid-19 offenbar gegen Omikron nicht mehr. Ihr Effekt ist sehr eng, was die Virusvarianten angeht. Zwar wurde in den USA vor wenigen Tagen ein erstes derartiges Arzneimittel gegen Omikron im Rahmen der dort möglichen Notfallregelung durch die Arzneimittelbehörde FDA zugelassen, doch Entwicklung, klinische Prüfung und Zulassung bedeuten immer einen hohen Zeitaufwand. Antivirale Arzneimittel, die breit wirken, besitzen wahrscheinlich einen robusteren Effekt.