Angesichts der steigenden Corona-Zahlen in vielen Ländern Europas verschärfen mehrere Staaten bereits ihre Maßnahmen. Viele Länder hatten in den vergangenen Monaten, anders als in Österreich, die Maskenpflicht oder 3G-Regelungen deutlich gelockert oder sogar aufgehoben. Nun wird vielerorts nachgeschärft, in manchen Staaten ist auch ein "Lockdown für Ungeimpfte" ein Thema.

Gleichzeitig ist in Europa derzeit nirgendwo ein landesweiter Lockdown in Sicht, wie er in Österreich gilt. Pauschale Grenzschließungen sind ebenfalls keine angekündigt - zumindest für Geimpfte und Genesene heißt es überall "freie Fahrt". Im Folgenden ein Überblick über die Maßnahmen in ausgewählten EU-Ländern:

Slowakei verfügt Lockdown für Ungeimpfte

Die Slowakei nahm sich Österreich zum Vorbild: Zur Entlastung der Krankenhäuser hat die slowakische Regierung eine neuerliche Verschärfung der Corona-Regeln beschlossen. "Das ist ein Lockdown für Ungeimpfte", sagte der konservative Ministerpräsident Eduard Heger. Die Einschränkungen würden zum Schutz der Ungeimpften erfolgen. Mit Geimpften gleichgestellt würden bei den ab Montag landesweit in Kraft tretenden Maßnahmen auch Menschen, die eine Erkrankung an Covid-19 seit maximal 180 Tagen überwunden hätten.

Die Krankenhäuser veröffentlichen seit mehreren Tagen Hilferufe wegen Überlastung und schieben alle nicht akut notwendigen Behandlungen auf. Wer nicht geimpft oder genesen ist, darf ab Montag weder an Massenveranstaltungen teilnehmen noch Gastronomielokale, Hotels oder Einkaufszentren betreten. Einkäufe von Lebensmitteln und anderen unentbehrlichen Gütern bleiben unter Einhaltung von Hygienemaßnahmen erlaubt.

Ist kein Homeoffice möglich, dürfen Ungeimpfte mit Corona-Test zur Arbeitsstelle. Erst vergangene Woche hatte das Parlament in Bratislava ein Gesetz beschlossen, das es Arbeitgebern erlaubt, Mitarbeiter ohne 3G-Nachweis auszusperren, ohne ihnen Lohnersatz zahlen zu müssen.

Teil-Lockdown in den Niederlanden

Bereits vergangenen Freitag beschlossen die Niederlande einen Teil-Lockdown.  Die verschärften Maßnahmen sollten zunächst für drei Wochen gelten. Geschäfte und Gaststätten schließen bereits früh am Abend, Bürger sollen zu Hause arbeiten und höchstens vier Besucher empfangen dürfen.

Konkret müssen Gaststätten und Supermärkte  um 20 Uhr schließen, andere Geschäfte bereits um 18 Uhr. Die 1,5 Meter-Abstandsregel wird wieder eingeführt.

Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland steigt ungebremst weiter

In Deutschland steigt die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz von Höchststand zu Höchststand. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Montag einen Rekordwert von 386,5 nach 372,7 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Das RKI registrierte zudem 30.643 Neuinfektionen - über 7.000 Fälle mehr als vor einer Woche. 62 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus.

Während die Impfkampagne wieder an Fahrt aufnimmt, ist zugleich eine Debatte entbrannt, ob genügend Impfstoff zu Verfügung steht. Der Mainzer Hersteller Biontech prüft, ob er mehr liefern kann.

Die Parteien der künftigen Ampel-Koalition, SPD, FDP und Grüne, haben verschärfte Testpflichten - darunter auch 3G am Arbeitsplatz und sogar in öffentlichen Verkehrsmitteln - in Bundestag und Bundesrat durchgebracht. Gleichzeitig soll die mit 25. November auslaufende Epidemische Notlage aber nicht mehr verlängert werden. Das bedeutet, dass die Bundesländer nicht mehr so leicht pauschale Lockdowns verhängen können. Die Union kritisierte die Maßnahmen als nicht scharf genug angesichts der stark steigenden Inzidenzen, die bereits einen Rekordwert erreicht haben. In drei Wochen soll die Regelung evaluiert werden.

In Bayern soll in Corona-Hotspots mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1000 das öffentliche Leben in weiten Bereichen heruntergefahren werden. Klubs, Bars und die gesamte Nachtgastronomie sollen für die nächsten drei Wochen wieder schließen. Derzeit haben acht bayerische Landkreise eine Inzidenz über 1000. 

Italien diskutiert über 2-G-Regel in Hochinzidenzregionen

Italien diskutiert über die Einführung der 2G-Regelung in Hochinzidenzgebieten. Durch die Einführung eines sogenannten "Super Green Passes" sollen Nicht-Geimpfte in Regionen mit hohen Ansteckungsraten von Lokalen, Skipisten und Fitnesszentren ausgeschlossen werden. Ein Corona-Schnelltest würde dann nicht mehr für den Zutritt gültig sein, berichteten italienische Medien am Montag.

Die Vertreter der 20 italienischen Regionen treffen diese Woche mit der Regierung zusammen, um mögliche weitere Verschärfungen im Kampf gegen das Coronavirus zu ergreifen. "Wir diskutieren, wie wir mit der Epidemie im Fall einer zusätzlichen Verschlechterung umgehen sollen", erklärte Gesundheits-Staatssekretär Andrea Costa im Vorfeld. Er richtete einen Appell an die Italiener, sich so rasch wie möglich für den dritten Stich anzumelden. Seit heute (Montag) wird allen Italiener ab 40 Jahren eine dritte Dosis angeboten, wenn die Zweitimpfung sechs Monate her ist.

Die Regierung prüft auch eine Impfpflicht zur dritten Dosis für das Gesundheitspersonal. 

3G-Pflicht in Kroatien

Kroatien hat aufgrund der gestiegenen Inzidenzen, die zu den höchsten in Europa zählen, die 3G-Regel auch auf öffentliche Ämter ausgeweitet. Im Gesundheits- und Sozialbereich galt sie schon länger. Den in Österreich eingeführten "Lockdown für Ungeimpfte" bezeichnete Präsident Zoran Milanovic indes als "Methoden, die an die 30er Jahre erinnern".

Slowenien ist Spitzenreiter bei den Inzidenzen, nicht bei den Maßnahmen

Das kleine südliche Nachbarland Österreichs ist derzeit innerhalb Europas Spitzenreiter bei den Inzidenzen. Premier Janez Jansa erwägt zwar einen "Lockdown für Ungeimpfte" wartet aber noch auf die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes. Jüngst hatte das Land wieder Kontaktbeschränkungen, eine heftig umstrittene Testpflicht an Schulen und Einschränkungen bei den Öffnungszeiten der Gastronomie beschlossen.

2G-Regel in Tschechien

Tschechien setzt im Kampf gegen das Coronavirus neuerdings in vielen Bereichen auf eine 2G-Regel. Wer ein Lokal oder ein Hotel besuchen will, muss ab Montag vollständig geimpft oder genesen sein - ein negativer Test reicht nicht mehr. Dies gilt auch für Dienstleistungen wie Friseure sowie für Großveranstaltungen. Zudem sollen wieder flächendeckend Schnelltests in Firmen eingeführt werden.

Trotz hoher Corona-Zahlen will Tschechien im Gegensatz zu Österreich auf einen landesweiten Lockdown vorerst verzichten. "Tschechien wird nicht dem Beispiel Österreichs folgen - auf keinen Fall", sagte der geschäftsführende Ministerpräsident Andrej Babis am Freitag in Prag. Gegen flächendeckende Schließungen hatte sich zuvor auch sein designierter Nachfolger, der liberalkonservative Wahlsieger Petr Fiala, ausgesprochen.

In Ungarn wird wieder nachgeschärft

Ungarn hatte im Frühjahr beim Impfen auf das Gas gedrückt und dabei auch die Impfstoffe Sputnik V aus Russland und Sinopharm aus China eingesetzt, die in der EU nicht zugelassen waren. Nachdem jedoch die Coronabeschränkungen im Sommer praktisch vollständig aufgehoben wurden, wird in diesen Tagen wieder nachgeschärft. So wurde die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr wieder eingeführt, nun folgt eine in Innenräumen, mit Ausnahme von Büros und Sportstätten. Eine Impfpflicht, die im Gesundheitswesen bereits länger besteht, wird nun auf den öffentlichen Dienst ausgeweitet.

Lockdown für die Nachtgastronomie in Rumänien

Das Land ist eines der Schlusslichter in Europa, was die Durchimpfungsrate betrifft, und hatte vor allem im Oktober mit extrem hohen Zahlen an Coronakranken in den Spitälern sowie mehreren Hundert Coronatoten pro Tag zu kämpfen. Ende Oktober wurden daher strenge Maßnahmen ergriffen, die mit einer generellen Maskenpflicht auch im Außenbereich, einem Lockdown für die Nachtgastronomie und sämtliche Veranstaltungen sowie darüber hinausgehenden starken Einschränkungen für Ungeimpfte (etwa eine nächtliche Ausgangssperre, Zugangsverbot zu Gastronomie und Kultureinrichtungen) einhergingen.

3G wird in Dänemark wieder eingeführt

Auch in Dänemark, wo die Beschränkungen im September angesichts der sehr hohen Impf- und niedrigen Infektionszahlen völlig aufgehoben worden waren, wurde nun 3G in der Gastronomie oder bei Veranstaltungen wiedereingeführt.

Nach den Wünschen der dänischen Regierung sollen staatliche Arbeitgeber von ihren Angestellten künftig einen Corona-Pass einfordern können. Über ein entsprechendes Gesetz solle das Parlament nächste Woche abstimmen.

Kleiner Lichtblick am anderen Ende der Welt

Am anderen Ende der Welt gibt es hingegen einen Lichtblick. Die Philippinen werden schon bald wieder ihre Grenzen für internationalen Tourismus öffnen - jedoch nur für vollständig geimpfte Urlauber aus "grünen" Ländern mit einer hohen Impfquote und niedrigen Infektionszahlen. Die nationale Task Force zur Eindämmung der Corona-Pandemie arbeite noch an den letzten Details für die Regeln, sagte Präsidentensprecher Karlo Nograles am Freitag.

Die Philippinen mit etwa 110 Millionen Einwohnern waren lange eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder in der Region. Insgesamt wurden bisher rund 2,82 Millionen Fälle verzeichnet, mehr als 46 000 Menschen starben in Verbindung mit Covid-19. Die Infektionszahlen sind aber zuletzt deutlich gesunken und bewegen sich seit Tagen zwischen 1.000 und 2.500 Neuinfektionen am Tag.