Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland steigt weiter. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Samstag 1.919 weitere Positiv-Tests, 311 mehr als vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz (also Zahl der Ansteckungen je 100.000 Einwohner) stieg auf 13,6 von 13,2 am Vortag. Binnen elf Tagen hat sich der Wert damit mehr als verdoppelt. Angesichts der steigenden Zahlen wird in Deutschland über Einschränkungen für Nicht-Geimpfte diskutiert.

"Geimpfte werden definitiv mehr Freiheiten haben als Ungeimpfte", kündigte Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) in der "Bild am Sonntag" an. Bei hohem Infektionsgeschehen trotz Testkonzepten müssten Ungeimpfte ihre Kontakte reduzieren. "Das kann auch bedeuten, dass gewisse Angebote wie Restaurant-, Kino- und Stadionbesuche selbst für getestete Ungeimpfte nicht mehr möglich wären, weil das Restrisiko zu hoch ist."

"Historische Höchststände bei Krankenständen"

Braun befürchtet laut "BamS" ein Ansteigen der Inzidenz bis zur Bundestagswahl am 26. September auf 850 und damit 100.000 Neuinfektionen täglich. "Die Krankenstände würden historische Höchststände erreichen. Alle ungeimpften Kontaktpersonen der vielen Infizierten müssten zunächst in Quarantäne." Die Auswirkungen auf die Arbeitsprozesse in den Betrieben wären massiv, wie das bereits jetzt in Großbritannien zu beobachten sei.

Auch Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sprach sich gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland dafür aus, Impfverweigerern nicht die gleichen Freiheiten zurückzugeben wie Geimpften. "Mit Impfen zeigt man Solidarität, mit Impfverweigerung zeigt man Egoismus", sagte Hans. So sollten Impfverweigerer etwa für Schnelltests zahlen müssen oder nicht an jeder Veranstaltung teilnehmen dürfen. Es könne nicht sein, dass sich für Geimpfte nichts ändere, nur weil die Gesellschaft dauerhaft Rücksicht auf die Verweigerer nehmen müsse.

Appell an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte in dieser Woche gewarnt, setze sich die derzeitige Entwicklung fort, könne schon im September die Inzidenz-Marke von 400 und im Oktober die von 800 überschritten werden. Man müsse alles tun, um die Zahlen möglichst niedrig zu halten. Spahn appellierte an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen.

Der Präsident des Weltärztebundes, Ulrich Montgomery, warnte vor einem Infektionsanstieg durch Reiserückkehrer aus Spanien und Italien. Dies seien beliebte Urlaubsländer vor allem bei jüngeren Menschen, die oft noch nicht zwei Mal geimpft seien, sagte er der "Rheinischen Post". Der Viren-Eintrag nach Deutschland werde durch diese Reiserückkehrer ganz klar steigen. Deutschland befinde sich bereits in der vierten Welle, da man alle zehn Tage eine Verdoppelung der Ansteckungen sehen könne. "Wir müssen mit konsequenter Quarantäne für ungeimpfte Reiserückkehrer und der Einhaltung der AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske, Anm.) dafür sorgen, dass aus der vierten Welle kein Tsunami wird", so Montgomery.