Eine bisher vor allem in Lateinamerika auftretende Corona-Variante steht nun unter besonderer Beobachtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Aufgrund ihrer Mutationen könnte die Virus-Version mit dem Namen Lambda möglicherweise ansteckender sein oder vom menschlichen Immunsystem schlechter bekämpft werden, berichtete die Genfer UN-Behörde in der Nacht auf Mittwoch. Belastbare Studien und gesicherte Erkenntnisse dazu lägen jedoch noch nicht vor.

Die Variante wurde erstmals im August 2020 in Peru identifiziert. In dem Land wurden seit April 81 Prozent aller analysierten Corona-Fälle Lambda zugeordnet. In Argentinien und Chile waren es in den vergangenen Monaten rund ein Drittel.

Was bedeutet das?

Corona-Varianten werden von der WHO in zwei Kategorien einteilt: Varianten unter Beobachtung ("variants of interest"), die zu gehäuften Fällen führen oder in mehreren Ländern auftreten. Dazu gehört Lambda. Eine Stufe höher stehen die besorgniserregenden Varianten ("variants of concern"). Sie sind nachweislich ansteckender, schwerer bekämpfbar oder führen zu schwereren Erkrankungen. Darunter fällt etwa die Delta-Variante, wegen der die geplante Corona-Öffnung in Großbritannien verschoben wird.

In Spanien nachgewiesen

Die Mutante steht nun im Verdacht, rund 80 Infektionen in Kantabrien, einer Region an der Nordküste Spaniens, verursacht zu haben. Es werden noch rund 200 weitere Fälle untersucht. Die Menschen sollen sich in einer Diskothek angesteckt haben. Auch in Großbritannien und in Deutschland wurde die Variante nachgewiesen.

Warnung vor breiter Aufhebung von Corona-Regeln

Angesichts von Öffnungsplänen in Ländern wie Großbritannien warnt die WHO vor voreiligen Schritten. Die Annahme, dass schon alle durch Corona-Impfungen geschützt seien und daher wieder völlige Normalität hergestellt werden könne, sei gefährlich für Europa und andere Regionen, warnte WHO-Krisenmanager Mike Ryan am Mittwoch in Genf. "Jetzt ist extreme Vorsicht angesagt", sagte er bei einer Pressekonferenz.

Ryan äußerte auf die Frage nach der geplanten völligen Aufhebung von Restriktionen in Großbritannien zwar keine direkte Empfehlung oder Kritik. Er sagte jedoch: "Wenn man öffnet, wird die Übertragung ansteigen." Noch seien nicht alle geimpft, und noch sei nicht klar, wie sehr Vakzine gegen Infektionen und Übertragungen schützen. Regierungen sollten jetzt nicht überhastet die Fortschritte im Kampf gegen die Pandemie aufs Spiel setzen, sagte Ryan.

"Im Rennen gegen Impfstoffe liegen derzeit die Virusvarianten vorne", warnte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Er gab erneut reichen Ländern die Schuld daran, dass sich ansteckendere Varianten durch die massive Unterversorgung ärmerer Länder mit Impfstoffen leichter ausbreiten und auch mutieren können.