Während die Regierung das Öffnungspaket für den 19. Mai im Bundeskanzleramt festzurrte, berichtete das Institute of Science and Technology (IST) in Klosterneuburg von Forschungsergebnissen, die in den kommenden Monaten trotz allen Impffortschritten hilfreich sein können. Demnach hängt der Verlauf einer Covid-Welle sehr stark davon ab, wie intensiv getestet wird und wie erfolgreich das Contact Tracing ist. Nur ein kleines Überschreiten der Kapazitäten mache den Unterschied, ob die Welle nur drei oder 50 Prozent der Bevölkerung erfasst, so die Studienautoren.

"Wie die meisten Nationen hat auch Österreich nicht frühzeitig auf die zweite Welle reagiert. Nachdem im vergangenen September nicht mehr alle Kontaktpersonen nachverfolgt werden konnten, war es abzusehen, dass die Fallzahlen bald überproportional ansteigen würden", sagt Davide Scarselli, Erstautor der Arbeit. Wie die untenstehende Grafik zeigt, funktionierte das Contact Tracing in der dritten Welle schließlich viel besser als in der zweiten. Während am Tiefpunkt im November nur mehr jede fünfte Infektion nachverfolgt werden konnte, ging dieser Wert im März nie unter 50 Prozent.

In der dritten Welle hat das Contact Tracing deutlich besser funktioniert als in der zweiten (Daten für KW 51 und 52 sind nicht verfügbar).
In der dritten Welle hat das Contact Tracing deutlich besser funktioniert als in der zweiten (Daten für KW 51 und 52 sind nicht verfügbar). © Schöggl

Die Forschungsgruppe konnte nachweisen, dass effektives Contact Tracing erheblichen Einfluss auf die Wirkung von konsequenter Kontaktreduktion hat. "Die Erwartung ist, dass die Kurve gemäß dem Grad der sozialen Distanzierung abflacht", sagt Scarselli In ihrem Modell brach die Ausbreitung ab einem gewissen Schwellenwert auf fast Null zusammen, sofern alle Kontaktpersonen identifiziert, getestet und isoliert werden. Im Umkehrschluss könnte sich ein zu frühes Abrüsten beim Contact Tracing fatal auswirken.

Vom Whirlpool zur Epidemie

Normalerweise beschäftigt sich diee Forschungsgruppe des Physikprofessors und Co-Autors Björn Hof beschäftigt sich normalerweise mit turbulenten Strömungen in Rohren und Kanälen: "In den letzten zehn Jahren haben wir gelernt, das Auftreten von Strömungsturbulenzen mit statistischen Modellen zu beschreiben, die gleichermaßen zur Beschreibung von Waldbränden und Epidemien verwendet werden", sagt Hof. Wie bei vielen Wissenschaftern verlagerte sich der Fokus erst im vergangenen Jahr auf das Coronavirus.