Mit Empfehlungen hält man sich in der Ampel-Kommission am Tag vor Präsentation der Öffnungsschritte von Bund und Ländern tunlichst zurück. Wie üblich wird begrüßt, dass Wien und Niederösterreich den Lockdown fortsetzen. Die Ampel bleibt bundesweit rot, also auf sehr hohem Risiko.

Insgesamt geht die Kommission von einem konstanten Verlauf aus. Die Belastung der Intensivstationen lag zuletzt bei 27 Prozent. Erwartet wird eine leicht rückläufige Entwicklung auf 25 Prozent.

Treffen in Innenräumen vermeiden

Explizit darauf hingewiesen wird, dass viele Infektionsfälle auf Zusammentreffen im privaten Bereich zurückzuführen sind. Empfohlen wird daher, private Aktivitäten bzw. Zusammenkünfte insbesondere in Innenräumen zu vermeiden, um einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung zu leisten. Dass die Schulen auch im Osten wieder öffnen, wird hingegen begrüßt.

Neue Variante in Tirol unter Beobachtung

Thema der Sitzung war nach APA-Information auch eine relativ neue besorgniserregende Variante, die sich in Tirol ausbreitet - B.1.1.7+E484K. Mehr als 1.800 Fälle dieser Mutation, gegen die Impfungen vermutlich deutlich weniger effektiv sind, wurden das Bundesland betreffend sequenziert. Im Rest des Landes gibt es nur Einzelfälle. Die Hotspots sind derzeit Reutte, Kufstein und Innsbruck. Untersucht wird aktuell, ob es einen Zusammenhang mit der Spezial-Impfkampagne im Bezirk Schwaz gibt, die wegen des dort gehäuften Auftretens der Südafrika-Variante durchgeführt wurde. Interessant ist, dass diese neue Variante international bisher kaum erfolgreich war, gehäufte Falldaten werden nur aus Tirol gemeldet.

Zahlen steigen vor allem in Vorarlberg

Die Corona-Infektionszahlen waren in der vergangenen Woche auf einem hohen Niveau geblieben. Zwar gingen sie laut dem neuen Arbeitsdokument der Ampel-Kommission in der Mehrheit der Bundesländer zurück, im Westen steigen sie jedoch, besonders stark in Vorarlberg, das ja einen Öffnungskurs fährt. Die Kommission empfiehlt wie jede Woche eine Evaluierung. Tirol war mit Wien zuletzt Schlusslicht.

Die günstigste Entwicklung hatten das Burgenland und Niederösterreich, wo in der abgelaufenen Woche ein Rückgang von jeweils 26 Prozent verzeichnet wurde. Die Kommission erwartet, dass sich der Trend fortsetzt, ebenso wie jener in Vorarlberg in die andere Richtung.

Burgenland an der Schwelle zu Orange

Nimmt man die risikoadjustierte Fallzahl her, in der auch andere Parameter eingerechnet werden, liegt das Burgenland schon unter der Schwelle von 100 Infektionen auf 100.000 Einwohner, ab der die Ampel-Kommission eine Orange-Färbung überlegt. Noch bleibt freilich das ganze Land rot geschalten, also auf sehr hohem Risiko.

Was die Belegung der Intensivstationen angeht, haben Wien und das Burgenland die kritische Schwelle bereits recht deutlich überschritten, Niederösterreich knapp. Vorarlberg und Oberösterreich sind von dieser 33-Prozent-Marke nicht mehr allzu weit entfernt.

Stark rückläufig sind die Zahlen bei Patienten über 65, die besonders oft von schweren Verläufen betroffen sind - nämlich um fast 14 Prozent. Die gegenteilige Entwicklung gibt es bloß in Vorarlberg, dort beträgt das Plus aber gleich 44 Prozent.

Am meisten wird in Vorarlberg getestet, am wenigsten in Kärnten

Freilich ist auch anzumerken, dass im "Ländle" am meisten getestet wird - bezogen auf die Bevölkerungszahl mehr als das Dreifache des Schlusslichts Kärnten. Die niedrigen Infektionszahlen im Burgenland werden dadurch aufgewertet, dass man nach Vorarlberg am zweit meisten testet. Die Positivrate bei den Testungen ist folgerichtig mit 0,5 Prozent auch besonders gering. Am Höchsten ist sie in Kärnten mit 1,5 Prozent.

Bei knapp zwei Drittel der Fälle konnte österreichweit die Infektionsquelle geklärt werden. Am Erfolgreichsten waren dabei Wien und Niederösterreich mit jeweils 69 Prozent. Asymptomatisch sind mehr als ein Drittel der Fälle, wobei es starke regionale Unterschiede gibt. In Wien werden gleich 50 Prozent dieser Kategorie zugeordnet, in Tirol sind es gerade 23 Prozent.