In der Slowakei hat das staatliche Institut für Arzneimittelkontrolle SUKL einen kritischen Bericht über den russischen Impfstoff Sputnik V veröffentlicht.

Die gelieferten Impfstoffe seien nicht in allen Details identisch mit den zuvor in der renommierten Fachzeitschrift Lancet beschriebenen, hieß es in dem Bericht, der der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag vorlag. Zuvor hatten slowakische Medien darüber berichtet.

Zuvor ließ die Slowakei deswegen das russische Vakzin nicht zu. Die Slowakische Staatliche Institut für Arzneimittelkontrolle (SUKL) habe zunehmend nicht genügend Informationen, um über Nutzen und Risiko des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V urteilen zu können. Das slowakische Arzneimittelinstitut erklärte, dass konkrete Daten des Herstellers zur Produktion und Sicherheit fehlten. Von Inkonsistenzen war die Rede und der Unmöglichkeit, verschiedene Studien und in Staaten verwendete Chargen zu vergleichen. 

Außerdem habe die Slowakei Chargen aus unterschiedlichen Fabriken erhalten, die sich auch voneinander unterschieden, heißt es in dem Bericht, den die Prüfer am 30. März abschickten und der nun an slowakische Medien gelangte.

Heftike Kritik kommt aus Russland

Der Russische Fonds für Direktinvestitionen (RFPI) hat laut eigenen Angaben am 6. April die Slowakei aufgefordert, bereits gelieferte Dosen von Sputnik V zurückzugeben. Gleichzeitig übte der Fonds am Donnerstagnachmittag via Twitter heftige Kritik an der slowakischen Arzneimittelbehörde SÚKL, die sich zuvor skeptisch über einen Einsatz des russischen Vakzins geäußert hatte.

"SÚKL hat eine Desinformationskampagne gegen Sputnik V gestartet und plant weitere Provokationen", kritisierte der russische Fonds. Die Behauptung des Instituts, dass sich in die Slowakei gelieferten Dosen des Vakzins von jenen unterschieden, die im Fachmedium "The Lancet" beschrieben wurden, sei "Fake News", wiederholte man von russischer Seite einen Vorwurf, der bereits am Mittwoch artikuliert worden war.

Das Staatliche Institut für Arzneimittelkontrolle habe zudem "in Verletzung des gültigen Vertrags und in einem Sabotageakt" Sputnik V in einem Labor testen lassen, das nicht zum Netzwerk der amtlichen Arzneimitteluntersuchungsstellen (OMCL) der EU gehöre, erklärten die russischen Vermarkter auf dem offiziellem Twitteraccount des Vakzins.

Russland forderte von Slowakei Rückgabe von Sputnik V-Lieferung

RFPI habe die slowakische Regierung aufgefordert, den gelieferten Impfstoff in einem zertifizierten Labor dieses EU-Netzwerks testen zu lassen. Man habe auch wegen "vielfacher Vertragsverstöße" die slowakische Regierung in einem Brief vom 6. April aufgefordert, die gelieferten Dosen zu retournieren, um sie in anderen Staaten verfügbar zu machen. Worin diese Verstöße abgesehen von der Laborwahl lagen, konnte ein Sprecher des russischen Fonds der APA am Donnerstagabend zunächst nicht beantworten.

Der Sputnik V-Twitter-Account berichtete gleichzeitig auch über ein "produktives Treffen" von RFPI-Chef Kirill Dmitrijew mit dem nunmehrigen slowakischen Finanzminister Igor Matovic. Matovic war Ende März nach Kritik an seinem Alleingang bei der Bestellung des russischen Impfstoffes als Premierminister zurückgetreten. Am Donnerstag war er überraschend nach Moskau gereist. Nach seinem Treffen mit Dmitrijew kritisierte der slowakische Politiker der Partei "Gewöhnliche Leute und unabhängige Persönlichkeiten" negative slowakische Medienberichte zu Sputnik V und schrieb mit Verweis auf eine Vertragskündigung durch Russland auf Facebook: "Gratuliere, Idioten!". Weitere Details kündigte er in einer Pressekonferenz für Freitagvormittag an.

Ähnliche Beobachtungen in anderen Ländern

Auch Informationen aus anderen Ländern, in denen Sputnik V bereits eingesetzt wurde, seien wegen mangelnder Übereinstimmung nicht auf die an die Slowakei gelieferten Vakzine anwendbar. "Diese Vakzine haben nur den Namen gemeinsam", schrieben die slowakischen Kontrolleure wörtlich. Schon vorher hatten sie der Herstellerfirma mangelhafte Information vorgeworfen.

Impfstoff bisher nicht genutzt

Die Slowakei hat am 1. März eine erste Lieferung von 200.000 Impfdosen des in der EU nicht zugelassenen Impfstoffs aus Russland erhalten. Der inzwischen zurückgetretene Gesundheitsminister Marek Krajci erteilte zwar eine Ausnahmegenehmigung für die Anwendung von Sputnik V. Zugleich ordnete er jedoch an, dass der tatsächliche Einsatz erst nach Vorliegen einer positiven Prüfung durch SUKL beginnen dürfe. Deshalb wurde der Impfstoff bisher nicht genutzt.

Finanzminister Igor Matovic kritisierte negative Medienberichte auf Facebook als böswillige Verschwörung. Jemand versuche offenbar "aus geopolitischen Gründen" zu verhindern, dass Sputnik V in der Slowakei mithelfen könne, Menschenleben zu retten, schrieb der konservativ-populistische Ex-Ministerpräsident. Am Donnerstag brach er überraschend nach Moskau auf, um mit dem Chef der russischen Vermarktungsagentur zu sprechen, wie er auf Facebook mitteilte.