Eigentlich sollte etwas Ruhe einkehren nachdem die Europäische Arzneimittelbehörde am Mittwoch sich zum wiederholten Mal für den Einsatz des britisch-schwedischen Vakzins ausgesprochen hatte. Doch auch am Donnerstag gab es Aufregung in Sachen Impfstoff. Und AstraZeneca war wieder mittendrin statt nur dabei.

Im konkreten Fall geht es nicht um Impfreaktionen oder Nebenwirkungen, es geht um einen kompletten Lieferausfall. Keine einzige Dosis AstraZeneca erreicht diese Woche Österreich. Angekündigt gewesen wären für Kalenderwoche 14  (5. bis 11. April) 5.090 Ampullen - das entspricht rund 50.900 Dosen. Diese werden nun erst in der kommenden Woche geliefert und auch dass nicht komplett, sondern lediglich 26.400 Impfdosen geliefert – also fast um die Hälfte weniger als versprochen. Diesen sollen kommenden Montag und Dienstag geliefert werden, so AstraZeneca auf Nachfrage der Kleinen Zeitung. Auch die Lieferung weiterer 59.800 Dosen für nächste Woche sei gesichert. Wann man wieder voll lieferfähig sein werde, könne man noch nicht sagen.

Zum wiederholten Mal Lieferprobleme

Begründung gab es vonseiten AstraZeneca keine, zumindest keine zufriedenstellende, sagte Generalmajor Andreas Pernsteiner im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Das Bundesheer unterstützt das Gesundheitsministerium bei der Impfkampagne in Bezug auf die Logistik. Es ist auch nicht das erste Mal, dass man bei AstraZeneca mit Lieferschwierigkeiten konfrontiert sei. „Weder bei Biontech/Pfizer noch bei Moderna gibt es derartige Probleme“, sagt Pernsteiner. In Bezug auf AstraZeneca erhalte man immer erst am Freitag die Lieferzusage sowie den -termin für die kommende Woche. „Im Fall von Biontech/Pfizer wissen wir schon, was in der zweiten Juni-Woche geliefert werden wird.“

AstraZeneca will auch noch einmal "klarstellen", dass man im laufenden Austausch mit Vertretern der Europäischen Kommission bezüglich Liefermengen und -terminen stehe. So seien auch - "wie üblich" - letzten Donnerstag (1. April) Vertreter der Europäischen Kommission über die Lieferungen für die laufende Woche (KW14) informiert worden.

Muss der Impfplan angepasst werden?

Dieser Lieferausfall bedingt noch keine gravierende Änderung des Impfplans, wie ein Sprecher aus dem Gesundheitsministerium mitteilt. Aber auch im Gesundheitsministerium scheint man nicht überzeugt, dass die AstraZeneca-Lieferungen planmäßig eintreffen werden. „Die Mengen für KW15 und KW16 werden sich jedenfalls noch ändern, weil AstraZeneca diese noch nicht bestätigt hat.“ Aktuell würden vom Hersteller keine konkreten Zusagen über den Lieferplan und die Liefermengen den Mitgliedsstaaten mitgeteilt, daher sei eine seriöse Planung für diesen Impfstoff sehr erschwert.

Wien: Kein Stich weniger

„Wir sind schon halb zufrieden, wenn wir diesen Freitag eine Mengenbestätigung und einen Liefertermin bekommen“, sagt Pernsteiner. In Wien hat man mittlerweile gelernt und AstraZeneca in Reserve, um eben keine Termin absagen zu müssen. Dieses Mal werde es sich ausgehen, schrieb Mario Dujakovic, Sprecher von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker auf Twitter. Anstatt das Tempo zu erhöhen, müsse nun umgeschichtet und umgeplant werden. "Jeder geplante Erststich kann stattfinden", bekräftigte der Sprecher.

Steirer verweigern AstraZeneca

Weder Landeshauptmann noch Gesundheitslandesrätin sind gesondert vom Bund über den Ausfall informiert worden. Die Lieferschwierigkeiten haben aber "für uns keine Folgen, es müsse keine Termine abgesagt werden", erklärte Michael Koren, Impfstoffkoordinator der Steiermark.

Man habe "klug geplant". Außerdem kann dieser Ausfall von 3000 Impfdosen nach Absagen kompensiert werden. Hintergrund: Tausende Steirer haben sich von ihrem Impftermin wieder abgemeldet. "Nächste Woche gibt es 25.000 Impfungen mit AstraZeneca, davon haben sich schon 3.700 abgemeldet", bestätigt Koren einen ORF-Bericht.

Koren räumt ein, dass es immer wieder zu Änderungen bei AstraZeneca kommen würde. "Das ist von Woche zu Woche spannend." Vereinbarungsgemäß lieferte Biontech: Für diese Woche sei Impfstoff für 20.000 Personen gekommen und für nächste Woche Impfstoff für rund 28.000 Personen. Von Moderna kommt diese Woche nichts, das stand fest.

Impftag verschoben

Auch der am LKH Graz II wegen Abmeldungen abgesagte Mitarbeiter-Impftag wird diese Woche nicht nachgeholt, bestätigt Primarius Michael Lehofer. Sondern "voraussichtlich nächste Woche". 

"Beim letzten abgesagten Termin haben sich weniger als ein Viertel der impfwilligen Mitarbeiter für den Astra Impfstoff entschieden. Daher können wir nicht voraussagen, wie viele Personen diesmal das Angebot in Anspruch nehmen werden." Wegen der Verunsicherung habe man vor, eine "erweiterte und besonders genaue Aufklärung anzubieten. Die Zuteilung des Impfstoffes erfolgt über den steirischen Impfkoordinator und liegt nicht in unserem Kompetenzbereich".

Kärnten impft weiter

In Kärnten sei der Impfplan ebenfalls nicht in Gefahr, sagt Gerd Kurath, Corona-Sprecher des Landes. Für April werden dort 100.000 Impfdosen erwartet. Am kommenden Wochenende soll die Impfung der Hochrisikopatienten abgeschlossen werden. Dass manche Personen jetzt aus Sorge vor Thrombosen zurückschrecken, sich mit Astra Zeneca impfen zu lassen, sei teils registrierbar, sagt der Impfkoordinaor des Landes, Ulrich Radda. Doch er streicht hervor, dass mit nur einer Teilimpfung nach 24 Tagen bereits ein 94prozentiger Schutz vor einem schweren Covid-19-Krankheitsverlauf gegeben sei. "Das ist eine hervorragende Wirkung", betont der Arzt. Der Nutzen sei damit "sehr, sehr hoch". Das Risiko, Komplikationen zu erleiden, sei gering. Und wenn, dann seien diese gut zu behandeln.

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