In Tirol nimmt die Diskussion um eine Priorisierung des von der "Südafrika-Mutante" betroffenen Bezirks Schwaz wieder an Fahrt auf. Die grüne Regierungspartei forderte am Dienstag einen "Impfschutzschirm für besonders betroffene Regionen". Auch die Virologin Dorothee von Laer sprach sich für eine "Riegelimpfung" in Schwaz auf. Tirols LH Günther Platter (ÖVP) konnte dem prinzipiell viel abgewinnen, verwies gegenüber der APA jedoch auf zu wenig vorhandene Impfstoffe.

"Ich habe Gespräche mit nationalen und internationalen Experten geführt. Unter diesen ist unbestritten, dass eine Durchimpfung der Bevölkerung insbesondere in Gebieten, wo die Virusvarianten stark verbreitet sind, sinnvoll ist. Dafür braucht es jedoch Impfstoffe, über die wir im Moment nur eingeschränkt verfügen", so Platter. Aus diesem Grund habe man bereits vor einiger Zeit bei der Bundesregierung interveniert, dass Tirol von der Europäischen Union mehr Impfstoffe bekomme. "Wenn Tirol schon ein Hotspot der südafrikanischen Virusmutation ist, dann bringt uns das Abschirmen unseres Landes allein nicht weiter, die Mutation muss vielmehr gemeinsam bekämpft werden", betonte der Landeshauptmann.

Maßnahmen in Tirol "ein bisschen spät"

Von Laer erklärte, dass man die Vorgangsweise der Riegelimpfung "im kleineren Maßstab aus der Infektiologie" kenne. Hier werde "die Herde durch Impfung von der Umgebung nach außen abgeschirmt", sagte sie in der "ZiB2" des ORF-Fernsehens. Das intensive Testen in Tirol sei "relativ erfolgreich", allerdings seien die Zahlen in Schwaz noch hoch. Laut AGES wies der Bezirk am Dienstag eine Sieben-Tages-Inzidenz von 173,1 auf. "Wir bringen hier in Tirol die Südafrika-Variante im Moment einfach nicht weg", sagte von Laer und zeigte sich unsicher, "ob das mit dem Testen langfristig reicht". Ihrer Ansicht nach war man "ein bisschen spät mit den Maßnahmen".

Der grüne Klubobmann Gebi Mair sprach sich in einer Aussendung dafür aus, "dass für gewisse Szenarien Vorkehrungen getroffen werden". Sollte die südafrikanische Mutation "außer Kontrolle geraten", solle ein "Impfschutzschirm" aufgespannt werden. Dieser Vorschlag würde dem einer Riegelimpfung gleichkommen, sagte er. Man dürfe sich nun trotz der zuletzt sinkenden Infektionszahlen "nicht darauf ausruhen". Die Situation könne sich "binnen kurzer Zeit drehen", das habe man bei der Pandemiebekämpfung gelernt.

Tirols Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl begrüßte den Vorschlag der Innsbrucker Virologin von Laer. Zangerl selbst forderte Anfang Februar eine rasche Lieferung an "wirksamem Impfstoff" in betroffene Gebiete. "Wenn sich zeigt, dass Tirol mit den ergriffenen Maßnahmen gegen die Mutation erfolgreich ist, dann wird das Vorbildwirkung auf andere Regionen bzw. Länder haben", meinte er.

Insgesamt waren am Dienstag im Bundesland erneut weniger aktiv Positive bei den bestätigten Südafrika-Fällen und Verdachtsfällen verzeichnet worden: Die Zahl sank innerhalb von 24 Stunden von 109 auf 98, innerhalb einer Woche von 142 auf 98. Von Montag auf Dienstag kamen sieben weitere Südafrika-Verdachtsfälle hinzu.