Heiß diskutiert, Lieferprobleme und die offene Frage der Wirkung bei über 65-Jährigen, aber jetzt ist er da. In der Nacht auf Samstag ist die erste Lieferung des Corona-Impfstoffes von AstraZeneca in Österreich eingetroffen. Zunächst sind es 36.000 Dosen, kommenden Freitag wird die nächste Lieferung erwartet. Bis Ende März werden insgesamt 700.000 Dosen von AstraZeneca erwartet. Damit werden nun die Impfstoffe dreier Hersteller in Österreich verimpft.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) sprach vor Journalisten die Rolle des Bundesheeres bei der Verteilung des Impfstoffes und der Bewältigung der Krise an. Die Soldaten seien "ständig im Einsatz", ob bei der Organisation und Umsetzung von Tests, beim Assistenzeinsatz oder bei der Verteilung und Organisation von Impfungen. Gerade erst seien 200 Soldaten vom Land Niederösterreich für Tests angefordert worden. Der AstraZeneca-Impfstoff werde gemäß dem Impfplan zunächst an Hochrisikopatienten verimpft, betonte Tanner.

Andreas Windischbauer, Vorstandsvorsitzender von Herba Chemosan und Präsident des Verbandes der österreichischen Arzneimittel-Vollgroßhändler (PHAGO), betonte, dass die Vakzine von AstraZeneca gegenüber den bereits am Markt befindlichen Produkten Vorteile hat: nämlich einfacherer Transport und Lagerung. Die erste Lieferung war bereits am späten Freitagnachmittag bzw. -abend aus Deutschland erwartet worden. Verkehrsprobleme verzögerten die Ankunft, um 1.48 Uhr traf der Impfstoff bei Herba Chemosan in Wien-Simmering schließlich ein. "Die Aufteilung (an 16 Standorte in Österreich, Anm.) erfolgte sofort", sagte Windischbauer.

Herausforderung "Mutation"

AstraZeneca hat laut Windischbauer nicht zuletzt wegen der relativ einfachen Lagerbarkeit (in normalen Kühlschränken möglich, Anm.), aber auch wegen des großen Abstandes zwischen den beiden Teilimpfungen Vorteile. Die zweite Teilimpfung muss erst elf bis zwölf Wochen nach der ersten verabreicht werden. Windischbauer sagte, alle wären glücklich, "wenn wir deutlich mehr Impfdosen hätten - wir könnten auch deutlich mehr ausliefern".

Der Impfstoff habe den selben Zulassungsprozess wie die anderen Vakzine durchlaufen, sagte Sarah Walters, Chefin von AstraZeneca in Österreich. Es habe sich in den Studien gezeigt, dass er zu 100 Prozent schwere Erkrankungen, Hospitalisierungen und Todesfälle verhinderte. Auch zumindest gegen die britische Mutante B.1.1.7. wirkt der Impfstoff von AstraZeneca offenbar, entsprechende Daten wurden diese Woche im Wissenschaftsmagazin "Lancet" publiziert. Walters räumte aber ein, dass nur die Wirksamkeit bezüglich der britischen Variante untersucht wurde.

Sie hofft, dass in den nächsten ein, zwei Monaten genügend Daten vorhanden sind, um auch die derzeit noch fehlende Impf-Empfehlung für Menschen über 65 zu erreichen. Walters betonte, dass die Europäische Arzneimittelbehörde den AstraZeneca-Impfstoff für alle über 18 zugelassen habe. Bisher vorliegende Daten würden jedenfalls implizieren, dass die Wirksamkeit für Über-65-Jährige genauso gegeben ist. "Es gibt jeden Tag mehr Daten", sagte Walters.

Sie zeigte sich auch zuversichtlich, dass das Unternehmen letztlich die vollen bestellten 300 Millionen Dosen an die EU ausliefern kann. Dass dabei auch Produktionskapazitäten außerhalb der EU herangezogen werden, schloss Walters aus. "Das war nicht nur eine Entscheidung von AstraZeneca", sagte die AstraZeneca-Vertreterin. "Die Lieferwege wurden mit den EU-Staaten gemeinsam beschlossen."

Dass AstraZeneca seinen Impfstoff auch von anderen Unternehmen produzieren lässt, wie das etwa Biontech/Pfizer mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi vereinbart hat, zieht der britisch-schwedische Konzern dezidiert in Betracht. "Wir haben weltweit über 20 Partner", sagte Walters, mit denen AstraZeneca bezüglich ähnlicher Kooperationen in engem Kontakt steht.