Gewaltsame Konflikte, Klimawandel und die Corona-Pandemie - aufgrund der "dreifachen Bedrohung" in diesem Jahr rechnen Experten 2021 in etlichen Ländern mit humanitären Notlagen. Dies geht aus der Emergency Watchlist 2021 hervor, die am Mittwoch von der Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) veröffentlicht werden sollte. Darin werden die 20 am meisten gefährdeten Länder der Welt aufgeführt. "Die Watchlist 2021 ist ein Weckruf: Sie zeigt, was für ein Leiden auf uns zukommen wird, wenn wir Krisen, die dringend internationale Aufmerksamkeit benötigen, vernachlässigen", erklärte IRC-Präsident David Miliband.

Die 20 Länder - darunter etwa Syrien, Venezuela, Nigeria - repräsentieren nur etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung, wie es in dem Bericht heißt. Sie stellen aber 85 Prozent der Menschen in humanitären Notlagen. Solche Notlagen können unter anderem durch Pandemien, eine zerstörte Wirtschaft, Kriege oder politische Konflikte entstehen und verschärft werden.

Drohende Hungersnöte

Wie schon in den beiden Jahren zuvor, ist Jemen das Land mit dem höchsten Risiko einer humanitären Notlage im Jahr 2021, gefolgt von Afghanistan, Syrien, der Demokratischen Republik Kongo und Äthiopien. Außerdem droht laut Bericht in vier der zehn am meisten gefährdeten Ländern eine Hungersnot - darunter etwa Nigeria oder Burkina Faso.Weitere Ergebnisse des Berichts sind etwa, dass Konflikte immer komplexer werden. "An einem Fünftel der Konflikte sind heute mehr als zehn Akteure und an zwei Dritteln mindestens drei Parteien beteiligt", heißt es. Das mache die Bereitstellung humanitärer Hilfe komplizierter. Außerdem nehme der Einfluss nicht-staatlicher bewaffneter Gruppen zu. Dazu zählten etwa kriminelle Banden, lokale Milizen oder militante Gruppen. Auch der Einfluss ausländischer Akteure an Krisen werde stärker. "Die Konflikte haben sich zunehmend internationalisiert", heißt es.Mit der jährlich erscheinenden Liste will IRC führende politische Entscheidungsträger dazu aufrufen, mehr finanzielle Mittel für Hilfsmaßnahmen bereitzustellen. Außerdem fordert die Hilfsorganisation mehr Aufmerksamkeit für Schutzbedürftige. Dazu zählen etwa Geflüchtete, Vertriebene und Frauen.