Im Rahmen einer Presskonferenz informierte Gesundheitsminister Rudi Anschober gemeinsam mit Medizinern über die aktuelle Lage in den Spitälern und auf den Intensivstationen.

Die zweite Welle ist dramatischer in Europa, beginnt Anschober die Pressekonferenz. Der November sei ein besonders Monat gewesen. Noch nie habe es eine so hohes Infektionsaufkommen in Österreich gegeben. Das spiegelt sich auch in der gestern veröffentlichte Dunkelziffernstudie. 3,1 Prozent der Bevölkerung sei infiziert - ein Wert, der deutlich höher als im Frühling ist. "Wir sind in der Fläche angekommen", es gebe keine Peaks mehr.

Stabilisierung

Noch keine Zahlen nach unten, aber eine Stabilisierung könne man in den Intensivstationen sehen. Auch der Reproduktionsfaktor sei leicht gesunken. Pro Tag werden 30.000 bis 50.000 Test in Österreich durchgeführt. Das sei ein Spitzenwert in Europa.

Der leichte Rückgang bei den Corona-Neuinfektionen in Österreich setzt sich fort. Mit Stand 9.30 Uhr wurden binnen 24 Stunden 4954 Personen neu positiv auf das Virus getestet. Nun müssten die Zahlen aber weiter "dramatisch sinken".

Stabilisierung auch in den Krankenhäusern: 4405 Personen befinden sich derzeit wegen des Coronavirus im Spital, 703 auf Intensivstationen. 113 Todesfälle gab es seit gestern - "ein sehr, sehr hoher Wert", so Anschober. Auch in der zweiten Hälfte müssten die Zahlen noch stark runtergehen - Er appelliert an alle, sich noch einmal zu überlegen, welche Kontakte in der kommenden Woche wirklich wichtig sind.

Klaus Markstaller (Intensivmedizin AKH Wien) berichtet von den Intensivstationen. Man sei gut ausgestattet, könne aber auch an Grenzen stoßen. Man müsse nun das Niveau senken, um Patienten zum bestmöglichen Zeitpunkt behandeln können. Markstaller bedankte sich auch bei der Bevölkerung. Eine Triage musste derzeit nicht durchgeführt werden. Aber das Personal sei enorm gefordert. Das Ergebnis der Behandlung sei auf hohem Niveau, es gibt eine geringe Sterblichkeit (etwa 1 Prozent) der Patienten. Um dies halten zu können, müssten sie Zahlen gesenkt werden.

Die "Kraftanstrengung" müsse auch bei der Bevölkerung ankommen - Das bedeute nicht, auf Weihnachten komplett verzichten zu müssen. Es gehe aber um das Social Distancing, das Tragen von Masken. Mit Masken könne auch ein schwerer Krankheitsverlauf verhindert werden.

Bernd Lamprecht (Pulmonologie, Kepler-Uni-Klinik Linz) berichtet von einer angespannten Lage in Oberösterreich. Rund 1000 Personen befinden sich im Spital. Man sehe zwar leichte Rückgänge und erste Entspannungen im Bereich der Normalstationen. Auf den Intensivstationen (derzeit 125 PatientInnen) zeige sich diese Entwicklung erst in rund einer Woche. Dies sei aber keinesfalls eine Normalisierung. Den jetzigen Rückgang brauche man für eine "Verschnaufpause" des Gesundheitspersonals und um Rückstände abzuarbeiten, die sich in den vergangenen Wochen aufgestaut haben. Es würden sich auch jüngere Personen im Spital befinden. Die Krankheit sei schwer einschätzbar, so Lamprecht. Die Erkrankung sollte von allen ernst genommen werden, so der Appell.

Auch in Tirol sei ein gewisses Plateau auf den Intensivstationen erreicht worden, erzählt Günter Weiss (Innere Medizin, Uni-Klinik Innsbruck). Es müssen nun die Infektionszahlen weiter nach untern gedrückt werden.

Fragen

Fragen kamen zu Skisaison: Erst am kommenden Mittwoch werde es weitere Details zur bevorstehenden Öffnung geben. Jetzt gehe es erstmal darum, Triagen zu vermeiden, betonte Anschober.

Hat sich das Alter der Intensivbetten verändert? Ja, sagt Markstaller. Man habe jetzt mehr jüngere Patienten. Das sei vermutlich mit der breiten Ausbreitung des Virus  auf die ganze Bevölkerung zu erklären. Die Sterblichkeit habe sich jedoch verringert.