Die italienische Regierung will Kontakte zu den alpinen Nachbarländern, darunter Österreich, aufnehmen, um über eine mögliche Schließung der Skipisten über die Weihnachtszeit zu diskutieren. Ziel sei, auf europäischer Ebene Skiurlaub zu verbieten und die Verbreitung der Coronavirus-Epidemie zu verhindern, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" (Montagsausgabe).

Laut der italienischen Regierung sollten die Skipisten erst Ende Jänner geöffnet werden, wenn die Infektionszahlen sinken und die EU-Länder mit Impfkampagnen beginnen können. Angesichts der noch hohen Zahl von Neuinfektionen und Todesopfern in Italien dürfe es über die Weihnachtszeit zu keiner Lockerung der Anti-Covid-Maßnahmen kommen. Die Gefahr sei ansonsten, dass Italien nach den Feiertagen im Jänner mit einer dritten Coronavirus-Infektionswelle konfrontiert sei.

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser hält "auf den ersten Blick" nichts von einem solchen Skiurlaub-Verbot. Wobei alles von der epidemiologischen Entwicklung abhänge, wie er Dienstag im Ö1-Morgenjournal sagte. Kaiser hinterfrage, warum man unter Einhaltung entsprechender Maßnahmen nicht im Freien Skifahren können sollte. Geschlossene Kabinen sollten jedenfalls vermieden werden.

Die Regierung von Premier Giuseppe Conte prüft diese Woche die Anti-Covid-Maßnahmen, die für die Weihnachtszeit gelten sollen. Einen Beschluss muss die Regierung bis zum 3. Dezember ergreifen. An diesem Tag läuft die Verordnung aus, mit der in Italien das sogenannte Ampel-System aus gelben, orangen und roten Regionen eingeführt worden ist.

Um dem Handel während der Adventzeit Luft zum Durchatmen zu geben, sollen in allen Regionen unabhängig von den Infektionszahlen Geschäfte bis 22 Uhr offen halten können. Mit den längeren Öffnungszeiten will man Menschenansammlungen verhindern. Die Sicherheitskräfte sollen kontrollieren, dass es in Einkaufszentren und Supermärkten zu keinen Staus kommt. Im Rahmen der Anti-Covid-Maßnahmen für die Weihnachtszeit will die Regierung bis zum 11. Jänner die Schulen geschlossen halten. Fast alle Schulen - mit Ausnahme von Volksschulen - sowie die Universitäten sollen bis dahin auf Fernunterricht setzen, lautet das Vorhaben des Kabinetts.

Proteste gegen Plan

Pläne der italienischen Regierung bezüglich einer möglichen Schließung der Skipisten über die Weihnachtszeit als Maßnahme gegen die Coronapandemie hat in Italien zu heftigen Reaktionen geführt. Sechs norditalienische Regionen, darunter Österreichs Nachbarregionen Trentino Südtirol und Friaul Julisch Venetien, appellierten an die Regierung in Rom zum Verzicht auf ihre Pläne. Die Gefahr sei, dass die Wirtschaft in den Berggebieten in eine noch tieferen Krise stürze.

"Die Skipisten über die Weihnachtsfeiertage zu schließen, bedeutet, die Berggemeinden zum Tode zu verurteilen. Während man in Österreich, in der Schweiz und in Frankreich Ski fahren wird, will die Regierung in Italien alles schließen. Dabei haben die norditalienischen Regionen Anti-Covid-Vorkehrungen für die Skianlagen entworfen, dank denen man in voller Sicherheit Ski fahren kann", betonte Massimo Sertori, Beauftragter für die Berggemeinden der Region Lombardei, am Montag.

Der Südtiroler Landeshauptmann, Arno Kompatscher, forderte ein Treffen mit der Regierung, um die Problematik der Skisaison zu diskutieren. Der Präsident der norditalienischen Region Venetien, Luca Zaia, urgierte eine europaweite Einigung in Sachen Wintersport. "Es wäre absurd, wenn die Skipisten bei uns geschlossen bleiben, während man in Saint Moritz ganz normal Ski fahren darf", sagte Zaia.

Die italienische Ski-Weltcupsiegerin Federica Brignone warnte vor katastrophalen Schäden, sollten die Skianlagen über die Weihnachtszeit geschlossen bleiben. "Zu Weihnachten muss man ein positives Signal senden und die Skipisten öffnen", forderte Brignone.

Anders sieht die Lage der italienische Vize-Gesundheitsminister Pier Paolo Sileri. "Das Coronavirus nimmt keine Rücksicht auf die Weihnachtszeit. Wir dürfen keine übereilten Schritte machen und zu früh alles wieder öffnen", warnte Sileri. Man dürfe nicht denselben Fehler wie im August machen, als sich viele Italiener in den Ferien angesteckt haben

In Italien ist am Sonntag zum zweiten Tag in Folge sowohl die Zahl der Coronavirus-Infizierten als auch jene der Todesopfer in den letzten 24 Stunden gesunken. Die Zahl der Neuansteckungen fiel von 34.767 auf 28.337. 562 Tote wurden gemeldet, am Vortag waren es 692, teilte das Gesundheitsministerium mit. Somit starben seit Beginn der Pandemie am 20. Februar in Italien 49.823 Personen mit oder am Coronavirus. Innerhalb von 24 Stunden wurden 188.747 Tests durchgeführt, 15 Prozent davon fielen positiv aus.