Nach der Verkündung der vielversprechenden Ergebnisse von Tests eines Corona-Impfstoffs der deutschen Firma Biontech, gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer, stellen sich nun die Fragen der Verteilung und Logistik. Eine wichtige Weichenstellung: In Brüssel soll der Vertrag mit dem Hersteller heute in der wöchentlichen Kollegiumssitzung der EU-Kommission unter Dach und Fach gebracht werden, eine Grundsatzvereinbarung hatte es bereits im September gegeben.

Fixiert wurde der Ankauf von bis zu 300 Millionen Impfdosen; die Beschaffung soll über die EU laufen, damit nicht kleinere Länder benachteiligt werden. Aufgeteilt wird der Impfstoff nach einem Bevölkerungsschlüssel, Österreich bekäme etwa zwei Prozent der vorhandenen Dosen. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte gestern, es stünde Ländern auch frei, auf das Angebot zu verzichten. Wenn einzelne Länder ausscheren und sich selbst am Markt umsehen – etwa interessiert sich Ungarn für den russischen Impfstoff –, so sei das dann möglich, wenn die Impfmittel nicht auf der aktuell weltweit eingesetzten Biotechnik basieren und deshalb auch keine eigene EU-Lizenzierung brauchen, sondern eine nationale Zulassung reicht. Allerdings, so die Kommission, hätten sich alle Mitgliedsländer ausdrücklich zur europäischen Gesundheitsstrategie bekannt.

Nach der Verteilung der Impfdosen durch die EU entscheiden die Länder, wer zuerst Impfungen erhält. Gesundheitsminister Rudolf Anschober geht davon aus, dass „wir im ersten Quartal 2021 erste Lieferungen von Impfdosen erhalten“. Ziel sei es, jedem Interessierten einen Impfstoff kostenlos zur Verfügung zu stellen. Eine Impfpflicht werde es nicht geben. Anschober rechnet mit einer Impfquote von über 50 Prozent. Für die Impfungen habe man ein Budget von 200 Millionen Euro festgelegt, heißt es aus dem Sozialministerium. Gerade zu Beginn werden aber nicht ausreichend Dosen für alle bereitstehen. Für Österreich sind bisher sechs Millionen Impfdosen reserviert, die für drei Millionen Bürger reichen.

Daher arbeite man an einer möglichen Priorisierung: Gefährdete Gruppen und Systemerhalter würden vermutlich am Anfang der Impfkette stehen, so das Sozialministerium. Biontech jedenfalls will seinen Impfstoff unterhalb üblicher Marktpreise verkaufen (in den USA um rund 32 Euro).

Ein drängender Punkt scheint – neben weiteren nötigen Daten zu  Langzeit-Nebenwirkungen oder der Beobachtung nach der zweiten Impfdosis – vor allem die Logistik zu sein. Denn: Sogenannte RNA-Vakzine, wie der Impfstoff namens BNT162b2, müssen tiefgefroren aufbewahrt werden. Die Rede ist von Minus 80 Grad. Die Verteilung, vor allem in ärmere Länder der Welt, stellt damit wohl ein Problem dar. Ein Konzept dafür liegt auch in Österreich noch nicht auf dem Tisch.

Immerhin: Ersten Meldungen zufolge soll die Lagerung des Präparats für maximal fünf Tage vor der Impfung im Kühlschrank ausreichen.
Die Apothekerkammer sieht in der Einhaltung von Kühlbedingungen aufgrund langjähriger Erfahrung kein Problem. Bezüglich der Impfstrategie, die das Gesundheitsministerium ausarbeiten müsse, fordern die Apotheker, in das Management des Impfstoffs und die Ausarbeitung der Verteilungslogistik eingebunden zu werden.