Nach erstmals auch rot aufleuchtenden Regionen auf der Corona-Ampel sind am Freitag weitere lokale Maßnahmen zur Viruseindämmung beschlossen worden. Für ganz Österreich kündigte nach Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) nun Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ebenfalls Verschärfungen an. Details sollen am Montag beschlossen werden. Neuinfektionen wurden indes 1.163 gemeldet, was im Bereich des Sieben-Tage-Schnitts und deutlich unter dem Rekord vom Vortag liegt.

Nach der Sitzung der Ampel-Kommission waren am Donnerstagabend vier Bezirke in drei Bundesländern auf Rot gestellt worden. Betroffen sind Wels-Stadt in Oberösterreich, Hallein in Salzburg sowie Innsbruck-Stadt und Innsbruck-Land in Tirol. Wels verstärkte daraufhin am Freitag die Sicherheitsmaßnahmen in Alters- und Pflegeheimen. Dies wurde für ganz Oberösterreich ebenso beschlossen wie eine verpflichtende Gäste-Registrierung in der Gastronomie. Die Verordnung tritt am Dienstag in Kraft.

In Innsbruck schloss Bürgermeister Georg Willi (Grüne) weitere Maßnahmen nicht aus. In der "Schublade" seien "zu diskutierende, verschärfende Maßnahmen", welche die Sozialkontakte weiter einschränken, berichtete Willi. Im Salzburger Bezirk Hallein war bereits am Donnerstag eine Quarantäne für die Gemeinde Kuchlbeschlossen worden, die ab Samstag gilt. Die Uni Salzburg setzt zudem ab Montag weitestgehend die Präsenzlehre aus. Das Land Kärntenbeschloss verschärfte Maßnahmen für den auf Orange gestellten Bezirk St. Veit/Glan im Bereich von Pflegeheimen und Veranstaltungen.

Auch in der Steiermark schrillen nach stark gestiegenen Infektionszahlen die Alarmglocken: In Graz kündigte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) Maßnahmen an: "Wenn der Bund am Montag keine Maßnahmen setzt, werden wir welche setzen." Er plädierte, dass es in Sachen Maske, Sperrstunde und Schule österreichweite Lösungen geben sollte. "Die Leute kennen sich nicht mehr aus."

Nach Anschobers Ankündigung von bundesweiten Maßnahmenverschärfungen "in den kommenden Tagen" wurden diese am Freitag auch von Kanzler Kurz in Aussicht gestellt. Am Montag findet eine Videokonferenz zwischen Bund und Ländern statt. Sie soll dazu dienen, "dass wir gemeinsam die nächsten Schritte besprechen und die richtigen Maßnahmen im Bund und in den Ländern setzen", erklärte der ÖVP-Chef gegenüber der APA. Er betonte, dass man nur durch die Reduktion von sozialen Kontakten, "was natürlich von uns allen Verzicht bedeutet", den Anstieg der Infektionszahlen stoppen könne.

1.163 neue Coronavirus-Fälle standen am Freitagvormittag innerhalb der vergangenen 24 Stunden zu Buche, nach dem bisherigen Höchstwert von 1.552 am Donnerstag. Die meisten Ansteckungen kamen mit 238 in Oberösterreich hinzu, für Wien wurden 230 ausgewiesen und für Tirol 206. Die Zahl der Spitalspatienten stieg auf exakt 700. Im Wochenvergleich seit dem vergangenen Freitag war das ein Plus von 192 Hospitalisierten oder 38 Prozent. Die Belegung mit Covid-19-Intensivpatienten stieg in diesem Zeitraum um 20 Prozent von 103 auf 124. Innerhalb einer Woche kamen zudem 40 Todesfälle von Infizierten hinzu, womit bisher 882 SARS-CoV-2-Opfer zu beklagen sind.

Gesundheitsminister Anschober zeigte sich über drei Entwicklungen besorgt. Er war wegen der Zunahme der Spitalspatienten ebenso beunruhigt wie über Infektionsfälle in einigen Altersheimen sowie das Ansteigen des Durchschnittsalters bei den positiv Getesten. In allen betroffenen Bezirken mit höherem Risiko zeige sich eine immer stärkere Verschiebung der Ansteckungen in den privaten Bereich, hin zu kleinen Feiern und Partys, zu kleinen Veranstaltungen und in Familien, meinte Anschober.

Er gab sich überzeugt, dass sich die nun getroffenen regionalen Zusatzmaßnahmen positiv auswirken werden: "Wenn es uns gelingt, die Peaks in diesen Regionen abzufangen und zu verringern, dann ist das bereits der halbe Erfolg für die Entwicklung in Österreich." Zugleich bekräftigte der Gesundheitsminister, dass neben Regionalmaßnahmen auch Bundesmaßnahmen vorbereitet werden.

Fünf Bezirken war bei der aktuellen Ampelschaltung Rot erspart geblieben, obwohl die Sieben-Tages-Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen) nach der Risikoadjustierung jeweils über 100 lag. Die Abgrenzbarkeit der Cluster sprach für Orange, geht aus der am Freitag publizierten Empfehlung der Corona-Kommission hervor. Das betraf die Stadt St. Pölten, die Bezirke Rohrbach (OÖ), Imst und Schwaz in Tirol sowie St. Johann im Pongau in Salzburg. Wien stand jedenfalls gar nicht für eine Rotschaltung zur Debatte, hier gab es zuletzt sogar einen leichten Rückgang bei der Sieben-Tages-Inzidenz