Entgegen ersten Befürchtungen ist die Corona-Ampel auch nach der Sitzung der Kommission am Donnerstag in allen Bezirken maximal orange geblieben. Nunmehr sind in Österreich 29 Bezirke orange, 30 gelb und weiterhin keiner auf rot geschaltet. Wieso das so ist, erläuterten Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Kommissionschef Ulrich Herzog heute bei einer Pressekonferenz.  Alle Entscheidungsgrundlagen sind auch über die Corona-Ampel-Website ersichtlich.

Anschober verwies auf die europaweit flächendeckend steigenden Zahlen. Auch in den bisher sehr stabilen Ländern wie Deutschland, der Schweiz und Italien stiegen die Zahlen jetzt wieder an. In Österreich steigen die Zahlen ebenfalls, wobei sich der Süden, insbesondere Kärnten, sehr gut halte. Innerhalb der letzten 24 Stunden habe es 1.131 Neuinfektionen bei gleichzeitig 750 Genesungen gegeben, das bedeutet, die Zahl der aktiven Fälle wachse auf 10.307 Menschen an, das sei in jüngerer Zeit ein Plus von 23 Prozent.

"In Bezirken Ärmel hochkrempeln"

Wichtig sei es jetzt insbesondere auch, regional gegenzusteuern. Bei den orange geschalteten Bezirken gehe es darum, regionale Maßnahmen zu setzten. "Orange zu sein bedeutet die Ärmel hochzukrempeln und den Arbeitsprozess im Bezirk zu starten", sagte Anschober. Diesbezüglich gebe es am Freitag - am Tag nach der Ampelschaltung - auch immer Konferenzen mit den betroffenen Bezirken, bei denen man sich gegenseitig austausche. Tenor seien nicht Verbote, sondern was man besser machen könne.

Hier lesen Sie allgemein die zusätzlichen steirischen Maßnahmen, die von der Corona-Ampel-Website aufgelistet werden.

Hier lesen Sie allgemein die zusätzlichen Kärntner Maßnahmen, die von der Corona-Ampel-Website aufgelistet werden.

Die Zahl der Menschen, die im Spital betreut werden, wachse im selben Beobachtungszeitraum aber nur um 8 Prozent, jener der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen nur um 3 Prozent, erläuterte Anschober. Das sei beruhigend. Das Durchschnittsalter der Erkrankten liege bei rund 37 Jahren. Auch unter den jüngeren Betroffenen gebe es allerdings nach wie vor sehr schwere Fälle.

Maßnahmenkatalog in der Lade

Für den Fall einer Verschärfung habe man einen Katalog von weiteren Maßnahmen in der Schublade, die derzeit allerdings noch nicht Diskussionsgegenstand seien. Die von einer Zeitung heute kolportierte Meldung, wonach auch eine Verlängerung der Herbstferien auf zwei Wochen eines dieser Instrumentarien sein könnte, dementierte der Gesundheitsminister nicht.

Allerdings: Auch unter 15-Jährige infizierten sich mehrheitlich nicht in der Schule, sondern daheim, das wisse man inzwischen. In der nächsten Altersgruppe sei es dann vor allem der Freizeitbereich.

Lesen Sie dazu auch:

Verlängerte Herbstferien an Schulen kein Thema

Die Haushalte bleiben Ansteckungsherd Nr. 1.

Auf diese fünf Grundregeln verwies Anschober:

  • enge Kontakte reduzieren
  • Abstand einhalten
  • Zusammenhalt leben, aber Rücksicht nehmen: man habe gesehen, dass die Zahl der Kontakte um ein Drittel eine Halbierung der Fälle zur Folge hatte
  • Freunde, etc. eher im Freien treffen, in Innenräumen lüften nicht vergessen
  • die Stopp-Corona-App benützen

Das Wichigste sei nach wie vor, dass die Bevölkerung bei den empfohlenen Maßnahmen mitmache. Daher sei auch die Ampel so wichtig, denn diese mache der Bevölkerung das Risiko im eigenen Wohn- bzw. Arbeitsbezirk bewusst.

Bei der Schnelligkeit, was Testergebnisse und Kontaktpersonenmanagement betreffe, gebe es beträchtliche Fortschritte, auch in Wien. Massive Personalaufstockungen hätten dazu beigetragen. Auch eine Unterstützungseinheit des Ministeriums sei derzeit in Wien im Einsatz.

"Wieder an einem Strang ziehen"

Anschober zu den jüngsten Zwistigkeiten: "Ich gehe davon aus, dass wir ab Montag wieder eine gemeinsame Teamstimmung schaffen. Wir werden uns wieder kontinuierlich an einen Tisch setzen und an einem Strang ziehen."

Kommissionschef Ulrich Herzog begründete, warum die Bezirke Hermagor und St. Pölten trotz hoher Infektionszahlen nicht auf Rot gesetzt wurden: In Hermagor war die Ampel wegen eines beunruhigenden Cluster-Settings direkt von grün auf orange gesprungen, "da gab es Handlungsbedarf und das war auch gerechtfertigt". Die Fallzahlen seien jedoch deutlich zurückgegangen, "der Cluster ist eingefangen im Bezirk". Eine Höherstufung auf Rot entspreche nicht der Logik der Kommission.

In St. Pölten habe es tatsächlich einen deutlichen Anstieg gegeben, St. Pölten sei aber Ballungsraum und dafür sei die Entwicklung immer noch passabel. Die Cluster seien klar zuzuordnen  - vor allem ein Sportcluster, ein Schulcamp, ein Firmencluster und ein Altenheim. Hier seien auch die allerjüngsten Zahlen eingeflossen, jene von Montag bis Mittwoch dieser Woche, und diese hätten gezeigt, dass die Zahl der Infizierten stabil bleibe.

Der einzige Fall, bei dem die Ampelschaltung mit Mehrheit erfolgte, also einzelne Kommissionsmitglieder dagegen stimmt, war diese Woche Scheibbs in Niederösterreich. Der Bezirk hätte sich aufgrund akut sinkender Zahlen eine Herabstufung gewünscht, doch generell, so Herzog, werde für die Umstufung ein Beobachtungszeitraum von drei Wochen herangezogen, das Zweifache der Inkubationszeit.