Nach den Schotten droht nun auch vielen Engländern wegen der Corona-Pandemie der Verzicht auf das Pint im Pub. In den am schlimmsten betroffenen Regionen im Norden Englands könnte von nächster Woche an kein Bier mehr aus den Zapfhähnen fließen, berichteten britische Medien übereinstimmend am Donnerstag. Demnach sollen Pubs, Restaurants und Hotels dort geschlossen werden. In Großbritannien verhängt jeder Landesteil seine eigenen Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie.

Schottland hat die Regeln bereits verschärft. Dort dürfen Pubs und Restaurants wegen steigender Infektionszahlen von Samstag an für etwa zwei Wochen keinen Alkohol mehr ausschenken. Die Betreiber können aber Essen und nichtalkoholische Getränke bis 18.00 Uhr anbieten. In den fünf am schlimmsten betroffenen Regionen muss die Gastronomie allerdings vollständig schließen.

Einheitliche Kriterien

Die endgültige Entscheidung über Dauer und Ausmaß der Schließungen in Teilen Englands ist den Medienberichten zufolge noch nicht getroffen. Außerdem sollten künftig Risikogebiete nach einheitlichen Kriterien bewertet und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, hieß es. Eine Regierungssprecherin wollte die Berichte nicht kommentieren.

Statistiken zufolge verzeichnen vor allem ärmere Gebiete etwa in Manchester und Liverpool hohe Infektionszahlen. Kritiker prangern die Maßnahmen bisher als völlig uneinheitlich an. Premierminister Boris Johnson hatte in Interviews den Überblick verloren und teils falsche Angaben gemacht.

Großbritannien ist mit Blick auf die Todeszahlen das am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land in Europa. Der Regierung wird vorgeworfen, zu spät und falsch auf den Ausbruch reagiert zu haben. In Krankenhäusern droht bereits wieder Bettennot; zahlreiche Operationen wurden verschoben. Der staatliche Gesundheitsdienst NHS gilt als unterfinanziert und marode.

Im ganzen Land wurden bereits mehr als eine halbe Million Corona-Infektionen nachgewiesen. Doch wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet. Tests sind schon wieder Mangelware.