Am Mittwoch und Donnerstag wurden insgesamt 3.000 Studierende der Wirtschaftsuniversität Wien vor ihrer Einführungsvorlesung im Austria Center Vienna mit einem neuen Antigen-Schnelltest auf Corona getestet.

In 15 Minuten bringt der Test ein Ergebnis. Vor allem in der Veranstaltungsbranche soll er eingesetzt werden, um innerhalb kürzester Zeit viele Personen auf Covid-19 zu testen. 

Laut Hersteller "Nal von Minden" könne der Test auch in Arztpraxen angewendet werden "Man könnte die breite Masse sehr viel günstiger testen als mit PCR-Tests", sagt Thomas Lachmann, Geschäftsführer der Firma Alpstar, dem österreichischen Vertriebspartner des Herstellers.

Stadt Wien setzt voll auf Gurgeltest

Bei der Stadt Wien gibt man sich bezüglich der neuen Schnelltests zurückhaltend. Bisher seien die Fehlerquote bei den der Stadt angebotenen Tests zu hoch gewesen, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Im behördlichen Verfahren seien Schnelltests daher noch kein Thema.

Stattdessen setzt die Stadt Wien nun voll auf den bereits eingesetzten PCR-Gurgeltest. Die ganze Logistik werde derzeit umgebaut. Der Vorteil dieses Testverfahrens sei, dass mehr Leute eingesetzt werden können, um die Proben einzuholen. Im Gegensatz zur Abnahme eines Tests mittels Nasen- und Rachenabstrich sei beim Gurgeltest keine spezielle medizinische Schulung des Personals nötig.

Das im Rahmen des WU-Pilotprojekts getestete Produkt ist das erste seine Art und erst seit zwei Wochen offiziell zugelassen, mit Roche will demnächst eine weitere Firma einen Test auf den Markt bringen.

Festgestellt wird eine Infektion mittels Rachenabstrich, der von medizinischem Fachpersonal genommen werden muss. Der Abstrich muss danach von der zu testenden Person in einem Röhrchen mit einer Lösung verrührt werden. Nach einer Wartezeit kommen zwei Tropfen der Mixtur auf eine Testkassette, die dann per Farbstrich ein positives oder negatives Ergebnis anzeigt. Ein Strich zeigt ein negatives, zwei Striche zeigen ein positives Ergebnis an. Insgesamt soll die Testung nicht länger als 15 Minuten dauern. Mit der Durchführung der Tests im Rahmen des Pilotprojekts wurde der Samariterbund beauftragt.

Bislang wurde die Zuverlässigkeit dieser Testmethode oft infrage gestellt. Der deutsche Hersteller “nal von minden” gibt an, dass 99,9 Prozent aller negativ getesteten Personen auch tatsächlich negativ sind. 97,65 Prozent der positiven Tests seien auch tatsächlich positiv. 

Positiv getestete Studierende müssen in Quarantäne

Bei drei von ca. 1.000 Studierenden am Mittwoch fiel der Schnelltest positiv aus. Sie durften die Vorlesung nicht besuchen und mussten sich vor Ort einem PCR-Test unterziehen. Anschließend wurden die Personen isoliert, nach Hause in Quarantäne gebracht und ersucht, 1450 anzurufen, um ihren positiven Test dort bekannt zu geben. “Die höchstmöglichen Sicherheitsmaßnahmen werden also durchgeführt”, sagt Wolfgang Dihanits, Geschäftsführer des Samariterbundes.

"Wir sind das erste europäische Kongresszentrum, das alle Teilnehmer testet. Bis zu einer möglichen Impfung braucht es ein Konzept. Wir wollen mit diesem Projekt zeigen, dass es möglich ist, viele Personen in kürzester Zeit gleichzeitig zu testen", sagt Susanne Baumann-Söllner, Direktorin des Austria Center Vienna. Elf Teststraßen stehen für die Testungen der insgesamt 3.000 Studierenden am Mittwoch und Donnerstag zur Verfügung.

WU-Rektorin fordert Diskussion mit Faßmann

Die Kosten für die Aktion trägt das ACV gemeinsam mit der WU Wien. Pro Test inklusive der notwendigen Personalkosten komme ein Test in etwa auf 20 bis 22 Euro. Edeltraut Hanappi-Egger, Rektorin der WU, hofft, mit dem Projekt auch eine ihrer Meinung nach dringend notwendige Diskussion über Teststrategien mit Bildungs- und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) anzuregen: “Wenn die Ansage lautet ‘Testen, testen, testen’, dann sind die Universitäten prädestiniert dafür.” Abgesehen davon seien reine Online-Vorlesungen auf Dauer keine Lösung. “Besonders nicht für Erstsemestrige, die erstmals ein Uni-Umfeld erleben”, sagt Hanappi-Egger. 

Auf positive Folgen hofft auch die Veranstaltungsbranche. “Die Wiener Tagungswirtschaftverliert momentan im Monat rund 100 Millionen Euro”, sagt Norbert Kettner vom Wien Tourismus. Er sieht im durchgeführten Pilotprojekt ein “großartiges Signal, das wir in die Welt senden”. Die Schnelltests sollen mittelfristig der Branche zum Neustart verhelfen. Zwölf Großkongresse sind für 2021 schon in Wien geplant, zehn davon ab Juni.

Köstinger begrüßt das Projekt

Auch Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) sieht Chancen durch Schnelltest-Verfahren: "Ich begrüße jede Initiative, die die Sicherheit für den Kongressstandort Österreich erhöht. Dieses Pilotprojekt für Schnelltestungen kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten."

Kritik kam von FPÖ-Wissenschaftssprecher Martin Graf. "Einige Schritte sind von den teilnehmenden Studierenden selbst auszuführen. Ob es sich dabei überhaupt um einen qualitativ hochwertigen Test handelt, ist mehr als fraglich", meinte er in einer Aussendung.