Im Kampf gegen das Coronavirus gilt in Deutschland ab dem heutigen Samstag eine Testpflicht für alle Urlauber, die aus Ländern mit vielen Infizierten zurückkommen. Wer kein negatives Testergebnis von kurz vor der Abreise dabei hat, muss sich nach der Ankunft in Deutschland testen lassen.

Dies ist bis zu drei Tage nach der Einreise kostenlos möglich, wie eine Verordnung des deutschen Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) festlegt. Die Tests sollen direkt an Flughäfen zu machen sein oder später in anderen Testzentren und Praxen. Freiwillig können sich schon seit vergangenem Samstag alle Urlauber kostenlos testen lassen.

Momentaufnahmen

Der Ärzteverband Marburger Bund begrüßte die neue Pflicht. An ersten Ergebnissen sei zu sehen, dass bei Rückkehrern aus Risikogebieten die Rate positiver Tests höher sei als bei den Tests im Inland, sagte die Vorsitzende Susanne Johna der Deutschen Presse-Agentur. "Die Testpflicht könnte dies sogar noch deutlicher zutage fördern - denn es liegt nahe, dass Menschen mit einer Tendenz zu Risikoverhalten im Urlaub auch eher an freiwilligen Teststationen vorbeigehen." Für Rückkehrer aus Risikogebieten könnte es sinnvoll sein, auch bei einem ersten negativen Test eine kurze Quarantäne von einigen Tagen und dann einen zweiten Test anzuschließen. Tests seien Momentaufnahmen und deckten die vorangegangenen drei bis fünf Tage nicht ab.

Kritik kommt dagegen vom Vorsitzenden des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. Die Risikogebiete seien "viel zu pauschal" eingeteilt worden und viele Hausärzte seien nicht für einen riesigen "Ansturm von Testwilligen" ausgestattet, sagte Weigeldt der "Welt" (Samstag). Zudem sei es "absurd", dass Rückkehrer dem Arzt glaubhaft machen müssten, tatsächlich im Ausland gewesen zu sein - etwa durch einen Boarding-Pass oder eine Hotelrechnung. Die Hausärzte seien keine "Außenstelle des Bundesgesundheitsministeriums".

Aus der CDU gibt es Kritik daran, dass die Pflichttests für die Reisenden kostenlos sind. Der designierte Hamburger CDU-Landeschef Christoph Ploß sagte dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", es sei nicht akzeptabel, dass alle Deutschen die Kosten gleichermaßen tragen müssen. "Wer einen Test benötigt, sollte auch für ihn bezahlen." Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, die Regelung sei zwar vorübergehend richtig für die sofortige Umsetzung. "Für eine dauerhafte Lösung muss aber über Alternativen nachgedacht werden, zum Beispiel, ob die Kosten für die Tests auf die entsprechenden Flugtickets umgelegt werden."

Zwei Möglichkeiten für Heimkehrer aus Risikogebieten

Für Heimkehrer aus Risikogebieten gibt es künftig zwei Möglichkeiten: Entweder sie lassen sich noch im Urlaubsland höchstens 48 Stunden vor der Abreise testen und legen einen Negativ-Nachweis in deutscher oder englischer Sprache vor. Tests im Ausland sind aber selbst zu zahlen. Oder sie lassen sich nach der Rückkehr in Deutschland testen, was bis zu drei Tage kostenlos möglich ist.