Herr Paduretu, können Sie als Sprecher der "Pfingstkirche Gemeinde Gottes" die Corona-Clusterbildung in einigen Ihrer Gemeinden bestätigen? Derzeit gibt es im von Linz ausgehenden Cluster ja 238 Fälle.
ION PADURETU: Ja, wir haben in Linz drei Gemeinden, die betroffen sind – und je eine in Steyr und in Wiener Neustadt. Begonnen hat es in einer kleinen Gemeinde in Linz am 25. Juni. Kurz darauf wurden auch in der zweiten Gemeinde Fälle bekannt, diese war dann noch stärker betroffen. Mittlerweile sind die meisten schon „geheilt“: In der ersten Gemeinde haben wir noch vier Betroffene, in der zweiten 35 in Quarantäne.

Haben Sie eine Erklärung, warum gerade Ihre Kirche derart stark vom Virus betroffen ist?
PADURETU: Wir wissen es selbst nicht, es kam für uns überraschend. Wir haben alle Vorschriften wie Abstand und Mund-Nasen-Schutz eingehalten – und bereits seit März verlaufen die Gottesdienste etwas anders als zuvor. Wir haben die Gemeindeleiter befragt – sie haben keine Erklärung. Wir vermuten aber, dass sich der Virus vielleicht über Kinder weiterübertragen hat. Wir haben weiter Masken getragen, auch als es gar nicht mehr offizielle Vorschrift war.

Was meinen Sie mit dem veränderten Ablauf der Gottesdienste?
PADURETU: Bis März gaben sich die Gläubigen zur Begrüßung die Hand, das gab es dann z. B. nicht mehr.



Wie oft trifft man sich üblicherweise?
PADURETU: Der Pastor entscheidet bei uns selbst, wie viele Gottesdienste es gibt und wie sie aussehen. Üblicherweise haben wir in den Gemeinden am Sonntag vormittags und nachmittags je einen – dazu ein Jugendtreffen und einen Gebetsabend pro Woche.

Bis wann sind die Gotteshäuser geschlossen?
PADURETU: Voraussichtlich bis Ende Juli. Dann werden wir die Lage noch einmal analysieren.

Wie geht es weiter? Ist es möglich und ratsam, Vorsichtsmaßnahmen noch zu verschärfen?
PADURETU: Es ist eine Herausforderung für uns, keine Frage. Wichtig ist anzumerken, dass die meisten unserer Pastoren in den Kirchen nicht hauptberuflich Pastoralarbeit machen. Sie arbeiten in anderen Berufen und sind quasi nebenberuflich für uns tätig. Daher haben wir auch die Vermutung, dass sich einige am Arbeitsplatz oder an anderen Orten ansteckten und den Virus in weiterer Folge in die betroffenen Gemeinden brachten.

Sie sind nicht Teil des Verbundes der Freien Kirchen Österreichs, gelten als stark ethnisch geprägt – mit Wurzeln in Rumänien. Wie sehen Sie sich selbst, wie ist Ihre Ausrichtung?
PADURETU: Wir unterscheiden uns fast nicht von den freien Christengemeinden. Die Gottesdienste verlaufen ziemlich gleich, auch theologisch gibt es kaum Unterschiede. Vor einigen Jahren gab es Gespräche darüber, ein Teil des Bundes der Freien Kirchen Österreichs zu werden. Ich war damals noch nicht im Präsidium, es wurden aber gewisse Differenzen klar. Wir stehen vorerst für uns, auch wenn wir gut miteinander auskommen. Klar ist: Es gibt keine offiziellen Verhandlungen, wir sprechen aber intern weiter darüber. Und wir sind nicht wenige: Wir haben beispielsweise in Wiener Neustadt, einer der größten Gemeinden der Pfingskirche, 650 erwachsene Mitglieder (Bundesweit spricht Paduretu gar von 16.200 Mitgliedern und 37 Kirchen), Anmerkung). Die Pfingstkirche in Rumänien hat 500.000 Mitglieder – natürlich sind unsere Wurzeln dort zu finden. Wir bezeichnen uns selbst aber nicht als "Rumänische Pfingstkirche", es gibt uns in Österreich seit 30 Jahren. Wir haben inzwischen auch gebürtige Österreicher in unseren Reihen, etwa 60 Prozent sind österreichische Staatsbürger.

Stehen Sie in fortlaufendem Kontakt mit den Behörden in Ober- und Niederösterreich, was die weitere Vorgehensweise angesichts der Cluster betrifft?
PADURETU: Alle betroffenen Kirchengemeinden sind mit den jeweils verantwortlichen Behörden in Verbindung. Wir kooperieren aber auch bundesweit und informieren regelmäßig über alle Änderungen. Ich selbst stehe weiterhin in engem Kontakt mit dem Gesundheitsministerium.