Die jüngst wieder steigenden Zahlen an nachgewiesenen Corona-Infektionen in vielen Ländern sind nach Meinung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kein Anzeichen einer zweiten Welle. Vielmehr handle es sich um einen zweiten Höhepunkt der ersten Welle, sagte der WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan am Freitagabend in einem Briefing bei der Genfer Auslandspresse (ACANU).

"Was wir jetzt in vielen Ländern erleben, ist ein zweiter Höhepunkt der ersten Welle in vielen Ländern, wo das Virus nicht genug unterdrückt worden ist, um eine Übertragung der Krankheit zu verhindern", sagte Ryan. Um so mehr müssten Maßnahmen wie Handhygiene, Abstand halten und Isolation von Infizierten und ihren Kontakt konsequent weiter angewendet werden. "Sonst könnten wir eine Situation bekommen, wo das Infektionsniveau anhaltend höher ist als wir es wirklich wollen."

Das Potenzial einer zweiten Welle sei da, sagte Ryan, etwa im Winter, wenn wieder mehr Menschen eng in Räumen zusammen seien und das Virus sich dadurch leichter von Mensch zu Mensch verbreiten könne als jetzt. Womöglich reagiere das Virus auch auf Temperaturen.

115 neue Fälle in Österreich

Die Anzahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist in Österreich am Samstag zum wiederholten Mal dreistellig. 115 Fälle kamen im Vergleich zu Freitag hinzu. Damit waren 853 Personen aktiv erkrankt. Die meisten Zuwächse gab es mit 53 in Wien, gefolgt von 35 in Oberösterreich und zehn in der Steiermark, so die Zahlen des Innenministeriums. In Niederösterreich kamen acht Neuerkrankte hinzu, im Burgenland vier, in Salzburg drei und in Kärnten und Vorarlberg jeweils einer. 

Neuer Rekord in den USA

In den USA hat die Zahl der täglichen Neuansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus einen neuen Höchststand erreicht. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden wurden nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität vom Freitagabend (Ortszeit) 57.683 neue Corona-Infektionen registriert. Damit wurden insgesamt bereits 2,79 Millionen Ansteckungen in den USA nachgewiesen. Der US-Chefvirologe Anthony Fauci hatte am Dienstag bei einer Anhörung im US-Senat gesagt, die Zahl der täglichen Neuinfektionen im Land könne sogar auf 100.000 ansteigen. Deswegen sei er "sehr besorgt". Auch die Freundin des ältesten Sohnes von US-Präsident Donald Trump ist positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden. Die 51-jährige Kimberly Guilfoyle, die mit Donald Trump Jr. liiert ist, wurde sofort unter Quarantäne gestellt, wie die "New York Times" am Freitag berichtete.

Präsident Donald Trump will den Unabhängigkeitstag am Samstag ungeachtet der Corona-Krise mit einer Zeremonie in Washington unter dem Motto "Salute to America" (Salut an Amerika) begehen.  Die USA seien "das gerechteste und außerordentlichste Land, das jemals auf der Erde existiert hat", sagte Trump am Freitagabend (Ortszeit) vor ein paar Tausend Menschen in Mount Rushmore.