Das Bild ist in vielen europäischen Städten dasselbe: Zahlreiche Nachtclubs sehen sich aufgrund ansteigender Mieten, schwindender Freiflächen und intensivierten Wohnbebauungen gezwungen, ihre Türen zu schließen. Im beliebten Clubbing-Hotspot Berlin wuchs diese Zahl in den letzten zehn Jahren bis in den dreistelligen Bereich. Die Berliner Clubkommission fordert deshalb schon lange, die Einrichtungen als Kulturstätten anzuerkennen. Mit Erfolg: Die Fraktionen von SPD, Linke und Grünen haben diese Woche einen entsprechenden Antrag im Abgeordnetenhaus eingebracht. Geschützt werden sollen demnach jene Clubs, die "einen regelmäßigen Spielbetrieb und ein anerkanntes künstlerisches Profil aufweisen, das durch kuratiertes Programm, musikästhetischen Anspruch und ein raumgestalterisches Konzept gekennzeichnet ist".

Eine Idee, die auch in der Wiener Clubszene schon länger diskutiert wird. Durch jene Kulturstätten-Regelung stünden Clubs dann nicht mehr auf der gleichen Ebene mit Vergnügungsstätten wie Bordelle und Spielhallen, sondern hätten ähnliche Voraussetzungen wie Theater oder Konzerthäuser. Ein großer Vorteil bei Förderungsgesprächen, sagt die Vienna Club Commission, die hierzulande die Nachtgastronomie unterstützt. So müssten die Clubs dann nicht etwa selbst für den notwendigen Lärmschutz aufkommen, sondern können auf Investorenhilfe und Unterstützung der Bauherren hoffen.

Ein inhaltlicher Vergleich mit der Berliner Clubkultur verstärkt den Wunsch, die Clubs auch in Wien aufzuwerten: Mit Lokalitäten wie etwa dem Flex, WERK, Porgy & Bess, Celeste oder dem Monami gäbe es in Wien viele Veranstaltungsräume, die den genannten Kategorien entsprechen und kulturell-wertvoll sind. "Es ist nicht nur Bumm-Bumm und Exzess", so die Commission. Formulierungen, die in Gesprächen mit Stadt und Bund teilweise weiterhin vorherrschen. Im Laufe der letzten Monate im Ausnahmezustand hat sich die Kommunikation und auch die Unterstützung zwischen Nachtgastronomie und vor allem der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7) jedoch verbessert: "Es geht zwar immer mehr, aber wir sind happy", so die Commission.

Erste Versuche, Clubszene mit Wiener Tradition zu vereinen, haben in der Vergangenheit bereits stattgefunden: So wurde etwa das avantgardistische Musikfestival Hyperreality zweimal in die Wiener Festwochen aufgenommen. "Clubs als Kulturstätte" wird dennoch vorerst ein Wunschgedanke bleiben und sich hintenanstellen müssen: "Sowohl Anerkennung als Kultureinrichtungen wie auch immaterielles Kulturgut sind brauchbare Wege, jedoch geht es mittelfristig um andere Belange." Wie etwa die unterschiedlichen Steuersätze im Musikbereich. Während Live-Musikdarbietungen mit 13 Prozent begünstigt besteuert werden, gilt für das Auflegen elektronischer Musik, also für DJs, ein Steuersatz von 20 Prozent. Ein Problem, das auch schon vor der Corona-Krise präsent war und jetzt wieder deutlicher wird.

Die Vienna Club Commission arbeitet indes weiter an Förderungsmöglichkeiten. Ein Kulturguts-Antrag ist zwar vorerst auf Eis gelegt, aber definitiv ein wichtiges Thema in naher Zukunft: „Ein Club ist ein Ort, wo man Identität erfinden und bestätigen kann. Das macht jede Kultur aus", bekräftigt die Commission die Parallelen.