In einer westdeutschen Flüchtlingseinrichtung sind 70 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das gab die Bezirksregierung Köln (Bundesland Nordrhein-Westfalen) am Sonntag bekannt. Insgesamt wurden in der Unterkunft St. Augustin bei Bonn 300 Personen getestet. Zuvor hatte der "Kölner Stadt-Anzeiger" über zahlreiche positive Testergebnisse in dem Flüchtlingsheim berichtet.

Die Infizierten wurden in einen Isolierbereich verlegt. Weitere Testergebnisse stehen noch aus. In dem Flüchtlingsheim finden bis zu 600 Personen Platz. Der Großteil der positiv getesteten Menschen zeige keine oder schwache Symptome, teilte die Bezirksregierung weiter mit. 60 negativ getestete Menschen wurden unterdessen in anderen Einrichtungen untergebracht.

Kritik gab es von den oppositionellen Grünen

"Wir haben mehrfach die Forderung gestellt, diese Heime durchzutesten", sagte der nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Horst Becker dem "Kölner Stadt-Anzeiger": "Es zeigt sich jetzt, dass das viel zu spät passiert ist."

Das bevölkerungsreichste deutsche Bundesland wird von einer Koalitionsregierung aus CDU und FDP regiert. Ministerpräsident Armin Laschet bewirbt sich für den Vorsitz der CDU und wird auch als Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 2021 gehandelt. In einem Interview mit der "Presse am Sonntag" hatte er sich dafür ausgesprochen, "spätestens im Juni" die volle Reisefreiheit im Schengenraum wieder herzustellen.

In St. Augustin waren überwiegend junge Leute, aber auch Familien untergebracht. Die Quarantäneverfügung wurde den Bewohnern inzwischen übergeben und in persönlichen Einzelgesprächen mit den Sozialbetreuern sowie mitunter durch eine muttersprachliche Übersetzung erklärt.

Die schnelle Ausbreitung des Coronavirus ist in Flüchtlingsheimen keine Seltenheit. Allein in Nordrhein-Westfalen waren bereits zwei Einrichtungen stärker betroffen. So wurden in Euskirchen mehr als 50 Personen positiv auf Covid-19 getestet, in Mettmann bei Düsseldorf kam es in einem Flüchtlingsheim zu mehr als 30 Positivfällen.

Die Länder haben in der Vergangenheit versucht, die Ausbreitung des Virus mit Tests, Quarantäne, verschärften Hygienemaßnahmen und der Schließung von Gruppenräumen eunzudämmen. Kinder müssen in den Wohnheimen mitunter auf Unterricht und Gruppenbetreuung verzichten. Auch wurde versucht, die Bewohner von Unterkünften in verschiedenen Sprachen zu informieren.