Abseits der die Vergiftungszentralen der Welt beunruhigenden Empfehlungen zum Gebrauch von Desinfektionsmitteln gegen Covid-19 durch US-Präsident Donald Trump: Bisher existieren kaum positive Daten zu den verschiedenen angedachten medikamentösen Therapien. Dies stellt jetzt der Tiroler Intensivmediziner Walter Hasibeder (Krankenhaus Zams/Tirol) in einer Übersicht für seine Kollegen fest.

Hasibeder ist der zukünftige Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI). In der Übersicht zitiert er beispielsweise Ergebnisse aus einer retrospektiven Untersuchung (Mahevas M et al, Britisch Medical Journal). Die französischen Wissenschafter hatten die Anwendung von Hydroxychloroquin (600 Milligramm pro Tag) bei Covid-19-Patienten in vier Spitälern analysiert. 97 Patienten von 181 hatten das Mittel nicht bekommen.

Demnach war Mortalität in beiden Gruppen mit etwas über 20 Prozent in etwa gleich. Auch bei der Entwicklung eines akuten Lungenversagens war der Anteil unter Behandlung mit dem Malariamittel bzw. ohne das Medikament mit 27,7 Prozent (Chloroquin) bzw. 24,1 Prozent ganz ähnlich. Eine Zugabe des Arzneimittels zur Standardbehandlung hätte eben keinen positiven Effekt gehabt, stellte Hasibeder fest.

Ähnliches gilt für das HIV/Aids-Medikament Lopinavir/Ritonavir (L/R), eine Kombination aus zwei Protease-Hemmern. "Auch für L/R gibt es derzeit keine Beweise für einen positiven Effekt auf den klinischen Verlauf einer Covid-19-Erkrankung. Eine jüngst publizierte kontrollierte Studie weist keine signifikanten Effekte auf die 28-Tage-Mortalität auf. Bei 14 Prozent der Patienten in der L/R-Gruppe musste die Therapie wegen schwerer Nebenwirkungen abgebrochen werden", schrieb der Experte.

Auch der Interleukin-6-Rezeptor-Blocker Tocilizumab aus der Therapie der chronischen Polyarthritis ("Gelenksrheuma") hätte bisher keine eindeutigen Ergebnisse gebracht. "Die Substanz sollte nur im Rahmen gut kontrollierter klinischer Studien verabreicht werden", heißt es in der Übersicht.

Zur Verwendung von Serum von Patienten, die eine Covid-19-Erkrankung überstanden haben, gäbe es Fallstudien mit insgesamt 15 Patienten. "In den Fallstudien kam es bei allen Patienten zu Verbesserungen im klinischen Verlauf. Keiner der behandelten Patienten verstarb im jeweiligen Beobachtungszeitraum", schrieb Hasibeder. Die Daten stammten aus China. Eine Wirksamkeit sei "sehr wahrscheinlich", die Herstellung von ausreichend "Rekonvaleszentem Serum" aber schwierig, ein Vergleich zu Placebo-Gruppen fehlt.

Die vorhandenen Daten zu Remdesivir, einem derzeit in vielen Studien weltweit in Prüfung befindlichen Medikament, sind ebenfalls nur vorläufig. Hier wird es aber - wahrscheinlich schon in nächster Zukunft - bessere Informationen geben.