In der Akutphase seien viele Maßnahmen in den Spitälern notwendig gewesen, um den Regelbetrieb herunterzufahren und Kapazitäten für die Behandlung der Corona-Patienten zu schaffen. Nun sollen die Spitäler und Arztpraxen im Land aber wieder hochgefahren werden - schrittweise. Das verkündete Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz.

Die Lage in Österreich sei aktuell "stabil und durchaus erfreulich", 107 Neuerkrankte habe es von gestern auf heute gegeben. "Der Grundtrend stimmt also." Deshalb sei die aktuell schrittweise Öffnung auch der richtige Weg - unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen wie Mund-Nasen-Schutz und Abstand halten. Anschobert mahnte jedoch zur Vorsicht, "niemand kann vorhersagen, wie sich das auf die Zahlen auswirken wird". Das werde sich erst kommende Woche zeigen.

Besuche im Spital bleiben eingeschränkt

Und weitere Öffnungen solle es nun auch im Gesundheitsbereich geben. Nicht dringend notwendige Operationen wurden verschoben, um die Spitäler vor einer Ausbreitung zu schützen und Corona-Kapazitäten zu schaffen. "Das war ein sehr guter Schritt." Nun könne man mit der Planung beginnen, "hier schrittweise wieder Öffnungen im Bereich der Spitäler und im gesamten Gesundheitsbereich zu ermöglichen". Aber auch das geschehe nur unter strengen Auflagen, Besuche in den Spitälern bleiben beispielsweise weiter eingeschränkt.

Auch die Arztpraxen werden nun wieder auf Normalbetrieb hochfahren. Weiter aktuell bleibt die telefonische Voranmeldung und ein Abstandsmanagement in den Praxen. Auch der Mund-Nasen-Schutz müsse von den Patienten dort weiterhin getragen werden. Man gehe damit erste Schritte in Richtung Normalbetrieb, bis zur Rückkehr des Ausgangszustandes werde es aber "sicherlich noch länger dauern", so der Minister. Die Auswirkungen dieser Schritte werde man genau prüfen.

"Regionale Unterschiede"

Bei den Öffnungen werde es "regionale Unterschiede" geben, erklärt Binder, Medizinischer Direktor des Wiener Krankenanstaltsverbundes. Es werde für jedes Bundesland unterschiedliche Öffnungspläne geben. Akute Operationen und Eingriffe werden "natürlich weiterhin durchgeführt", das sei auch während den letzten Wochen so gewesen. Nun werde man aber auch wieder dazu zurückkommen, ambulante Eingriffe durchzuführen, die nicht der Akutversorgung dienen.

Nun werde man sich "an einen Zustand heran tasten", in dem man einerseits die Versorgung der Covid-Patienten sicherstellt und andererseits wieder in Richtung "Normalzustand" in allen anderen Versorgungsbereichen gehen kann.

Rendi-Wagner sieht Patienten zweiter Klasse

Nicht-Corona-Patienten dürften nicht Patienten zweiter Klasse sein, hatte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner einen Tag zuvor in einer Pressekonferenz gewarnt. "Je länger das aufgeschoben wird, desto größer und problematischer können die negativen Auswirkungen auf den Gesundheitszustand vieler Patientinnen sein", so Rendi-Wagner. Sie nannte vor allem chronisch Erkrankte, Zuckerkranke mit Routineterminen, Routineuntersuchungen von Herz-Kreislauf-Patienten als Felder, die bereits problematisch würden.

"Die Routine-Untersuchungen haben nur vereinzelt stattgefunden, OP-Termine von Krebspatienten wurden verschoben. Es braucht einen raschen Übergang vom Notbetrieb in einen medizinischen Regelbetrieb auf  beiden Versorgungsebenen, im niedergelassenen Bereich und im Spitalsbereich."

Dazu brauche es so rasch wie möglich einen konkreten Fahrplan des Gesundheitsministeriums, wie so ein Betrieb ausschauen kann, wie der Betrieb stattfinden kann, auch, wie die Ärzte, das Gesundheitspersonal im Regelbetrieb  bestmöglich geschützt werden können durch Schutzausrüstung, es gehe dabei auch um Rechtssicherheit für die Ärzte.

Tests und Sanitätsrat

Gerade in der bevorstehenden Phase müsse zudem der Gesundheitsminister vom Obersten Sanitätsrat gut beraten werden, dieser sei jedoch seit Herbst 2019 nicht mehr nachbesetzt worden. "Die Krise muss Anlass sein, den Sanitätsrat, de raus rund 40 renommierten Ärzten besteht, so rasch wie möglich wieder einzusetzen."

Beim Hochfahren des medizinischen Betriebs seien vor allem aber auch die Hausärzte eine wichtige erste, niederschwellige Anlaufstelle für viele, eine Drehscheibe in der medizinischen Versorgung in Österreich. Diese seien ebenfalls entsprechend auszustatten und müssten gut beraten werden.

Hochfahren der Ordinationen

Auch Österreichs Ärztekammer erhofft sich für die Ordinationen in Zeiten der Corona-Krise laut Präsident Thomas Szekeres "einen ersten Schritt zurück zur Normalität". Nachdem Arztpraxen in den letzten Wochen wegen der Maßnahmen zur Virus-Eindämmung nur in Notfällen aufgesucht werden durften, wird eine generelles Hochfahren von der Kammer nun wieder empfohlen - freilich nur unter Sicherheitsregeln.

Die gewohnte Versorgung aller Patienten soll wieder sichergestellt werden. Auch Routine-, Kontroll-, Vorsorge- und Nachsorgeuntersuchungen sowie Impfungen können wieder durchgeführt werden, sofern die in der Empfehlung vorgesehenen Maßnahmen erfüllt sind. Die Patienten sollten aber weiterhin vorher telefonischen Kontakt mit der Ordination aufnehmen und in der Ordination Masken tragen.

Weitere Sicherheitsregeln, wie zumindest einen Meter Abstand zu anderen Personen zu halten, müssen auch beim Arztbesuch nach wie vor eingehalten werden. Wo es möglich sei, sollten Termine vergeben werden und die Patienten diese pünktlich einhalten.