In Italien nimmt die Zahl neuer Coronavirus-Todesopfer wieder zu. Nachdem am Freitag 570 Todesfälle gemeldet worden waren, stieg die Zahl der Gestorbenen am Samstag auf 619, womit die Zahl der Gestorbenen seit Pandemie-Beginn auf insgesamt 19.468 angewachsen ist. Die Zahl der Infizierten überragte erstmals die 100.000-Schwelle und stieg auf 100.269.

28.144 Covid-19-Patienten liegen in den italienischen Krankenhäusern, 3.381 davon auf der Intensivstation, das sind 116 weniger gegenüber Freitag. Die Zahl der Genesenen kletterte auf 32.534, teilte der Zivilschutz bei einer Pressekonferenz am Samstag in Rom mit. Die Zahl der Patienten in Heimisolierung lag bei 68.744.

Auch in der Lombardei, Epizentrum der Coronavirus-Epidemie in Italien, ist die Zahl der Infizierten gestiegen. 57.592 Menschen wurden in der Region positiv auf das Covid-19 getestet, das sind 1.544 mehr als am Freitag. Die Zahl der Todesopfer stieg in 24 Stunden um 273 auf 10.511. Am Vortag war die Zahl der Todesopfer in der Lombardei um 216 gestiegen. 12.026 Personen liegen in den lombardischen Spitälern, 1.174 davon auf der Intensivstation. Das sind 28 weniger als am Vortag.

Nach der Lombardei ist nach wie vor die Emilia Romagna die am stärksten betroffene Region, und zwar mit 2.481 Todesopfern, gefolgt vom Piemont mit 1.633. In Kärntens Nachbarregion Friaul Julisch Venetien starben bisher 185 Personen, die Zahl der Infizierten stieg dort bis Freitag auf 2.393.

"Die Epidemie ist absolut nicht zu Ende. Wir dürfen nicht nachlassen und denken, dass das Schlimmste bereits vorbei ist, denn die Zahlen der Infizierten sind nicht stabil. Zwar ist der Trend besser als vor einer Woche, wir können jedoch noch nicht ruhig sein", sagte der lombardische Gesundheitsbeauftragte Giulio Gallera. Grund zur Sorge ist die Stadt Mailand, in der die Zahl der Neuinfizierten sich an einem Tag auf 520 neue Fälle verdoppelte. In der lombardischen Hauptstadt werden 5.368 Infizierten gezählt. Wichtig sei es jetzt, über die Osterfeierlichkeiten die Ausgangssperre zu berücksichtigen und Menschenversammlungen zu vermeiden, sagte Gallera.

Im Gegensatz zum Rest Italiens bleiben nächste Woche Buchhandlungen und Schreibwarengeschäfte in der Lombardei ab Dienstag geschlossen. Laut Gallera sei die Zeit für eine Auflockerung der Ausgangssperre noch nicht gekommen. Die italienische Regierung hatte am Freitag beschlossen, dass Buchhandlungen, und Schreibwarengeschäfte, sowie Shops für Baby- und Kinderkleidung wieder öffnen dürfen.

Die Behörden beklagten eine zunehmende Zahl von Personen auf den Straßen trotz zunehmender Polizeikontrollen. Allein in Mailand wurden 1.000 Polizisten und Soldaten eingesetzt, um Verstößen gegen die Ausgangssperre nachzugehen.

"Rückkehr zu Normalität nur mit Impfstoff"

Der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza hält eine Rückkehr zur Normalität in Italien nicht für möglich, solang kein Impfstoff gegen das Covid-19 entwickelt worden ist. "Bis dahin bleibt soziale Distanz die einzige Waffe im Kampf gegen die Epidemie", sagte der Minister laut Medienangaben vom Samstag.

Speranza rief die Italiener auf, die Ausgangssperre strikt einzuhalten. "Wir sind inmitten dieser Krise. Die Tatsache, dass die Zahl der Covid-Patienten auf den Intensivstationen zurückgeht, bedeutet nicht, dass die Gefahr verbannt ist. Wir ernten die ersten Früchte riesiger Opfer. Wir befinden uns jedoch noch inmitten dieser Krise. Es benötigt noch eine Zeit großer Strenge, damit die geleistete Arbeit nicht zerstört wird", erklärte der Minister.

Die Regierung arbeitet indes an einem dritten Paket mit Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft, das nach dem 20. April verabschiedet werden soll. Damit sollen vor allem Investitionen im Infrastrukturbereich locker gemacht werden, hieß es in Regierungskreisen in Rom.

Italien hat am Freitagabend die wegen der Coronavirus-Pandemie verhängte Ausgangssperre um drei Wochen bis zum 3. Mai verlängert. Beschlossen wurde eine leichte Auflockerung des Produktionsstopps. Ab Dienstag sollen unter anderem Buch- und Schreibwarengeschäfte sowie Shops mit Baby- und Kinderkleidung öffnen dürfen. Auch im Bereich der Holzwirtschaft aktive Betriebe können die Produktion neu starten. Seit Mitte März sind in Italien nur Lebensmittelgeschäfte und Apotheken geöffnet.