Wie stark steigen die Zahlen - und wie viel verkraftet unser Gesundheitssystem?  Minister Rudolf Anschober (Grüne) präsentierte heute mit Gesundheit Österreich-Geschäftsführer Herwig Ostermann die aktuellen Zahlen.

Und der Minister hat positive Ergebnisse zu vermelden: Die Zahl der Menschen in den Spitälern ist relativ stabil. Es gäbe derzeit kein Risiko, die Kapazitäten zu überschreiten - Anschober dankte explizit dem Gesundheitspersonal, sich auf die Situation hervorragend vorbereitet zu haben. Zugleich ist die Zahl der neu Gesundeten mit 824 seit dem 3. April stabil höher als die Zahl der neu Infizierten. Laut Herwig Ostermann, dem Geschäftsführer von Gesundheit Österreich, gehen die Prognosemodelle für nächste Woche von einem leichten Rückgang bei den belegten Betten aus.

Verdoppelungszeit: 29 Tage

"Das ist die erste Etappe, und sie ist ein großer Erfolg", sagte Anschober. Zu verdanken sei das auch "einer Bevölkerung, die großartig mitgemacht hat und sehr, sehr solidarisch ist", so der Minister. Heute gebe es 248 Neuinfektionen. Die Zuwachsrate sei mittlerweile auf 2,2 Prozent gesunken - nach mehr als 40 Prozent im März. „Seit dem 3. April sind wir bereits unter fünf Prozent.“

Von 7021 aktiv Erkrankten seien 1032 im Spital, davon 251 auf einer Intensivstation. Die Zahl der Tage der Verdoppelung der positiv Getesteten konnte von drei bis vier Tagen im März auf nunmehr 29 Tage verlangsamt werden. Erfreulich sei auch, dass der effektive Reproduktionsfaktor mittlerweile bei unter 1 liege. Diese Zahl gibt an, wie viele Mitmenschen eine infizierte Person derzeit ansteckt. In den Intensivbereichen seien weiter 1.000 Betten für CoV-Patienten verfügbar, freilich seien aber regionale Gegebenheiten zu berücksichtigen.

Bei den Intensivbetten waren am Freitagvormittag 261 belegt, erwartet werde ein Rückgang auf 200 bis 250 Erkrankte. Man müsse dabei aber "regionale Dynamiken" berücksichtigen, sagte Ostermann. Das heißt, dass man bei einem größeren Ausbruch in einer bestimmten Region punktuell an die Grenzen der Kapazitäten gelangen könnte.

Zweite Etappe wird schwieriger

Dennoch bittet Minister Anschober die Bevölkerung, trotz der  positiven Entwicklung weiter diszipliniert zu bleiben. Sonst könne die Lage noch kippen. "Die zweite Etappe, nach der Erstöffnung nach Ostern, wird wesentlich schwieriger als die erste Etappe", betonte er. Österreich „ist hier einen super Weg gegangen“, das „könnten wir theoretisch innerhalb weniger Tage kaputt machen“. Es gebe bisher kaum Erfahrung damit, wie sich eine kontrollierte Öffnung auswirke. Sein Appell sei, zum Abschluss der ersten Phase „nichts zu riskieren“, auch wenn das Wetter und Ostern zu „traditionellem Verhalten“ verführen würden. 

Trend in allen Bundesländern

Der „erfreuliche Trend in der letzten Woche war, dass die geringen Wachstumsraten“ auch über die Woche angehalten hätten, sagte Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich. Der Rückgang sei in allen Bundesländern verzeichnet worden. „Das ist ein österreichweiter und flächendeckender Trend“, so Ostermann. Man werde bei der schrittweisen Öffnung in Echtzeit die Entwicklung der Infektionen mitverfolgen müssen.

Gesundheitskontrollen an der Grenze

Die wegen der Coronakrise aufgenommenen Gesundheitskontrollen werden nach Ostern auf die Grenzübergänge zu allen Nachbarländern ausgeweitet. Damit sind auch Tschechien und die Slowakei von der Maßnahme umfasst.

Bei der Einreise muss demnach durch ein ärztliches Zeugnis bestätigt werden, dass keine SARS-CoV-2-Infektion vorliegt. Alternativ ist für Österreicher und Personen mit Wohnsitz oder gewöhnlichem Aufenthalt in Österreich auch eine 14-tägige Heimquarantäne möglich. Auch die Durchreise ist (ohne Zwischenstopp) erlaubt. Weiterhin zulässig ist u.a. auch der Güterverkehr.