Er sei vorsichtig mit Einschätzungen, die über die nächsten Wochen hinausgehen, betonte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Interview mit der Kleinen Zeitung auf die Frage hin, ob einer Planung eines Sommerurlaubs für Österreicher derzeit Sinn mache. "Solange es keine Impfung oder keine wirksamen Medikamente gibt, wird uns diese Krankheit begleiten. So lange wird es auch die Reisefreiheit, wie wir sie gekannt haben, nicht geben", meinte der Kanzler.

Eine Aussage, für die die Opposition kein Verständnis aufbringt. Konkret waren es die NEOS, die sich in einer Aussendung gar "schockiert" zeigten, denn: "Laut Experten dauert es bis zur Impfung noch mindestens ein Jahr", sagte der stellvertretende NEOS-Klubobmann und Gesundheitssprecher Gerald Loacker, "eine völlige Abschottung Österreichs bis 2021 ist absolut unvorstellbar - aus persönlichen, wirtschaftlichen und politischen Gründen."

Laut Loacker könne der Weg aus der Krise nur über "endlich aussagekräftige Daten, über strukturierte und systematische Testungen, den Schutz besonders gefährdeter Gruppen und fokussierte Maßnahmen" führen. "Isolieren wir das Virus und nicht die fast neun Millionen Österreicherinnen und Österreicher", fordert Loacker.

Kurz soll sich ein Beispiel am Präsidenten nehmen

Zudem missfällt der Partei die Art und Weise der Kommunikation des Bundeskanzlers. Kurz habe die Verantwortung, "den Menschen auch in einer Krise Sicherheit und Zuversicht zu geben und nicht Tag für Tag ihre Ängste zusätzlich zu schüren", heißt es von den NEOS - Kurz solle sich ein Beispiel an Bundespräsident Alexander van der Bellen nehmen, der es "ja auch schafft, Optimismus zu verbreiten, ohne die gesundheitlichen Herausforderungen zu beschönigen".

Nicht weniger besorgt über Kurz' Aussagen zeigte sich auch FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl im Gespräch mit der APA. Er ortet in den Aussagen des Bundeskanzlers eine "DDR-Geisteshaltung, die man in Europa längst überwunden glaubte".