Die Medizinische Universität Innsbruck will im Tiroler Corona-Hotspot Ischgl sogenannte Antikörpertests durchführen. Damit sollen Rückschlüsse möglich werden, wie viele Infektionen asymptomatisch verlaufen, berichtete Ö1 im Morgenjournal am Dienstag. Laut der Innsbrucker Virologin Dorothee von Laer könnte in Ischgl bereits eine Art lokaler Herdenimmunität entstanden sein.

"In Ischgl rechnen wir damit, dass viele Menschen auch Antikörper haben. Wir werden also dann schauen, wie viele Prozent der Bevölkerung antikörper-positiv sind und das dann vergleichen mit der Anzahl an Menschen, von denen man weiß, dass sie eine Infektion durchgemacht haben", erklärte Laer im Morgenjournal. So könne man dann auf die Dunkelziffer schließen und erfahren, wie viele Prozent der Einwohner die Infektion hatten, ohne es zu merken.

300 Tests als Ziel

"Es gibt Schätzungen, dass 50 Prozent der Infizierten asymptomatisch sind. Es gibt eine japanische Arbeit, die sagt, auf einen Symptomatischen kommen neun Asymptomatische", sagte die Virologin. Man kenne solche Fälle, meinte Andreas Walser, praktischer Arzt in Ischgl. "Der größte Teil wird bei uns nicht auftauchen, weil sie vielleicht einen kleinen Schnupfen haben einen Tag oder zwei und sonst nichts", so Walser.

300 Antikörpertests sollen ab kommender Woche in Ischgl durchgeführt werden. Die Daten sollen dann auch Hinweise auf die Corona-Sterblichkeitsrate liefern. Walser berichtete, dass es in Ischgl bisher keinen einzigen Todesfall gab. Sechs oder sieben Patienten seien derzeit im Krankenhaus und bei zwei davon sei es "ein bisschen ernster", meinte der Arzt.

Eine Erklärung für die hohe Sterblichkeitsrate in Oberitalien könnte laut Laer die häufige Verwendung von ACE2-Hemmern, also Bluthochdruckmitteln, sein. Bei Über-70-Jährigen leide die Hälfte an Bluthochdruck. "Und es gibt eine Hypothese, dass weil diese Sorte von Bluthochdruckmitteln in Italien gegeben wird - mehr als bei uns - deswegen die Sterblichkeit so hoch ist", erklärte die Virologin. Das Bluthochdruckmittel könnte bewirken, dass man noch empfänglicher für das Virus wird.