Bildungsminister Heinz Faßmann hat heute die Maßnahmen für Schulen und auch Kindergärten angesichts der Coronavirus-Krise der Öffentlichkeit präsentert: "Liebe Eltern, liebe Kinder, es ist eine außergewöhnliche Situation mit außergewöhnlichen Maßnahmen. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden den Lernstoff nachholen und eine faire Leistungsbeurteilung machen. Nutzt die Zeit, bildet euch weiter, meidet Discos und Parties." Das stellte Faßmann voraus.

Audio-Analyse zu den Maßnahmen an den Schulen:

Faßmann konkretisierte die Maßnahmen für zwei Altersgruppen:

Für die 6- bis 14-Jährigen an Volksschulen, Neuen Mittelschulen, AHS-Unterstufen und Sonderschulen gilt:

Ab Mittwoch sind nur noch jene Kinder an den Schulen, für die keine häusliche Betreuung organisierbar ist oder deren Eltern nicht anders regelbare berufliche Verpflichtungen haben. Bundeskanzler Sebastian Kurz erklärte am späteren Nachmittag nochmals zur Betreuungsproblematik, bis zu drei Wochen Sonderurlaub für Eltern seien möglich: "Unternehmer entscheiden, ob sie Mitarbeiter freistellen können. Wenn sie freistellen, weil es Betreuungsnotwendigkeiten gibt, werden wir sie mit einem Drittel der Lohnkosten bis Ostern unterstützen. Wer arbeiten muss, kann ein Betreuungsangebot an Schulen und Kindergärten wahrnehmen. Auf keinen Fall dürfen Kinder zu den Großeltern gebracht werden."

Schulen müssen einheitliche Übungshefte erstellen und diese dann jenen, die doch in die Schulen kommen und jenen, die zu Hause bleiben, mitgeben. Inhalte werden schulautonom festgelegt. Der Stoff kann digital vermittelt werden oder auch traditionell mit Papier und Bleistift.

Lehrer sollen Schüler weiterhin begleiten per Telefon, E-Mail oder über Chat-Gruppen. Der Betrieb in Schulen soll soweit wie möglich reduziert werden. Schulen bleiben aber grundsätzlich geöffnet, Lehrer sollen teilweise anwesend sein. Schulen organisieren dafür autonom eine Art Journaldienst. Die Kommunikation soll auch zwischen Lehrern und Eltern erfolgen.

Schularbeiten und Tests in den kommenden drei Wochen entfallen: Falls sie für die Beurteilung dringend notwendig sind, werden sie jedoch zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

Für die Schüler ab der 9. Schulstufe an AHS-Oberstufen, BMHS, Polytechnischen Schulen und Fachschulen gilt:

Die Schüler sollen allesamt ab Montag nicht mehr zum Unterricht erscheinen. Schulen sollen einheitliche Portfolios nach Schulstufen und Fächern getrennt erstellen und den Schülern mitgeben oder übermitteln. Die Inhalte werden schulautonom erstellt, aber es gibt vom Ministerium ein breites Potpourri von Inhalten und Arbeitsmaterialien.

Die Lehrer sollen die Schüler begleiten. Auch hier soll es einen Journaldienst mit Lehrern an den Schulen geben: Falls Schüler kommen müssen,  etwa um sich ein Buch auszuleihen. Auf Lehrer mit eigenen Betreuungspflichten müsse Bedacht genommen werden.

Für Schularbeiten gilt das obige. Dringend nötige Prüfungen in den Abschlussklassen dürfen jedoch in Kleingruppen abgehalten werden.

Die Abnahme der Vorwissenschaftlichen Arbeiten für die Matura, die ja bis Ostern vorgesehen ist, soll gewährleistet sein. Aber die Präsentationen sollen nur in Kleingruppen und unter Wahrung von hygienischen Maßnahmen stattfinden.

"Die Zentralmatura wird stattfinden", sagte Faßmann. Lehrer sollen Schüler darauf vorbereiten und bestmöglich unterstützen, dafür gebe es viele Übungsmöglichkeiten im Netz. "Eine Verschiebung kann stattfinden, aber das ist noch nicht endgültig entschieden", so der Minister. Hier ist die Entwicklung in der nächsten Woche entscheidend: Wie die Infektionskurve verlaufe, aber auch, wie das Ganze an den Schulen funktioniere.

Für Kindergartenkinder gilt:

Grundsätzlich gilt für Kindergarten- und Krippenkinder das gleiche wie für die 6- bis 14-Jährigen. Kindergärten haben aber offenzustehen für jene mit dringendem Betreuungsbedarf. Die Koordination, welche das sind, erfolgt hier über die Länder.

Plattform für Lernmaterialien im Internet

Um Lehrern und Schülern mit Arbeitsmaterialien zu unterstützen wurde die Plattform Eduthek geschafften mit vielen Materialien nach Fächern und Schulstufen für den "Distance Learning"-Unterricht. Kindern, die keinen Zugang zum Internet haben, sollen die Lerninhalte von den Schulen - ausgedruckt zur Verfügung gestellt werden.

In die Vorbereitungen ist auch der ORF eingebunden, der sein Vormittagsprogramm auf ORF 1 ab Montag ändern wird. ORF-1-Sendechefin Lisa Totzauer präsentierte das Konzept der breiten Öffentlichkeit.

Der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) ist optimistisch, dass auch während der nächste Woche beginnenden Schulschließungen wegen des Coronavirus schulische Bildung weitergehen wird - wenn auch in anderer Form. "Schulen und Lehrer sind Meister der Provisorien. Ich denke, dass wir auch das schaffen werden", sagte er Donnerstag.

Schulen bereiten sich intensiv vor

Die Schulen würden sich bereits intensiv vorbereiten. Arbeits- und  Unterrichtsmaterial werde so vorbereitet, dass Schüler es mit nach Hause nehmen und zur Festigung und Vertiefung von Wissen nutzen können. Damit das Lernen daheim auch funktioniert, sei man allerdings bei den Jüngeren auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. "Das wird auch vielfach klappen." Oberstes Ziel sei nun ohnehin der Schutz der Gesundheit, alle anderen Fragen könne man schon lösen.

Eine große Aufgabe der Schulen sei es derzeit auch, deeskalierend zu wirken. Viele Eltern seien sehr aufgebracht wegen der Maßnahmen, berichtete er von Erlebnissen bei Schulbesuchen am Vormittag. Auffällig sei auch gewesen, wie ernsthaft dort nun auf die Einhaltung von  Hygienemaßnahmen geachtet werde.

Vielfach unklar ist für Kimberger noch, wie die Schulen die Betreuung jener Unter-14-Jährigen organisieren sollen, deren Eltern keine Alternative haben. Hier geben es noch offene Fragen bei Organisation und Dienstrecht und auch viele Anfragen, wie in diesem Zusammenhang mit Lehrern aus der Risikogruppe (etwa mit Vorerkrankungen) umgegangen werden soll.

Bei der geplanten Umstellung des Unterrichts von AHS-Oberstufen und BMHS auf E-Learning zeigte sich AHS-Lehrergewerkschafter Herbert Weiß (FCG) im Ö1-"Morgenjournal" skeptisch. Viele Schüler seien dafür technisch nicht ausgerüstet, hier müsse man dann auf andere Lösungen wie kopierte Zettel ausweichen. Sollten die Schulsperren länger dauern als die derzeit angekündigten drei Wochen, müsse man außerdem die Finanzierung von Fördermaßnahmen für schwächere Schüler andenken.