Der Erste EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans ist bei der vorgezogenen Parlamentswahl in den Niederlanden Spitzenkandidat der Linken und gibt dafür sein Amt in Brüssel auf. Die niederländischen Sozialdemokraten und die Grünen erklärten am Dienstag, dass der 62-Jährige beide Parteien gemeinsam in den Wahlkampf führen werde. Daraufhin wurde der Abschied Timmermans aus Brüssel auch von der EU-Kommission bestätigt: Er habe seinen Rücktritt offiziell eingereicht, hieß es in einer Aussendung.

Bevorstehender Wahlkampf

Timmermans tritt an, um nach der Wahl am 22. November Ministerpräsident und Nachfolger des vorzeitig abgetretenen Regierungschefs Mark Rutte von den Liberalen zu werden. In der EU-Kommission ist Timmermans für das Dossier Klimaschutz verantwortlich gewesen. Von 2012 bis 2014 war er niederländischer Außenminister im vorherigen Kabinett von Rutte von der liberal-konservativen VVD.

Ruttes Mitte-rechts-Koalition aus vier Parteien war Anfang Juli am Streit über eine Verschärfung der Regeln zum Familiennachzug von Asylsuchenden zerbrochen. Der 56-Jährige hatte daraufhin überraschend seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Nach 13 Jahren geht damit seine Amtszeit als dienstältester Regierungschef in der Geschichte der Niederlande zu Ende.

Polyglotter Verhandlungsprofi

Timmermans gilt als geschickter Verhandlungsführer bei internationalen Klimagesprächen. Er stammt aus der südniederländischen Provinz Limburg und spricht auch fließend Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Russisch. Sein frei werdender Posten bei der EU-Kommission wird wieder von den Niederlanden nachbesetzt werden; war zunächst, wie üblich, von "weiblichen und männlichen Kandidaten" die Rede gewesen, ging es in einer aktualisierten Version nur noch um die Nominierung "eines Nachfolgekandidaten", damit dürfte wieder ein Mann zum Zug kommen. Zunächst aber wird ein anderer Vizepräsident, nämlich Maroš Šefčovič, die Agenden Timmermans übernehmen, der damit zur Nummer zwei in der EU-Behörde aufrückt.

Präsidentin Ursula von der Leyen dankte dem scheidenden Kommissar für dessen "passionierte und unermüdliche Arbeit, um den Europäischen Green Deal Wirklichkeit werden zu lassen". Frans Timmermans Arbeit sei aber weit über diesen hinausgegangen, zahlreiche Initiativen der Kommission trügen seine Handschrift. Die legislativen Rahmen des Green Deal seien weitgehend auf Schiene, es sei nun Zeit für die Umsetzung.