Vier Menschenleben hat das Bootsunglück am Lago Maggiore Ende Mai gekostet. Unter den Toten befand sich auch ein Superspion aus Israel, zwei italienische Geheimagenten und die russische Frau des Bootsinhabers. Weitere sechzehn Geheimagenten aus Israel und Italien, zwei Besatzungsmitglieder und ihr Kapitän Claudio Carminati wurden gerettet. In Italiens Medien herrscht derzeit weitgehend Schweigen über das Vorgefallene. Weder die Namen der Geretteten noch die Umstände ihres Aufenthaltes an dem Wochenende. Der Name des verunglückten Mossad-Spions sei ein Deckname. Kapitän Carminati wird in keinem Register aufgefunden. Seine Lizenz sei untergegangen, heißt es vage.

Sicher ist einzig, dass die Geheimagenten, kurz bevor sie das "Hausboot" bestiegen, in einem Mehrsternerestaurant auf der Isola dei Pescatori zu Mittag aßen. Wie es der Zufall will, hatte Israels Premier Benjamin Netanyahu in demselben Restaurant vor wenigen Wochen gespeist.

Gerüchte über Industriespionage und Atomwaffen-Elektronik

Es kursieren Gerüchte, wonach die Geheimdienstler wegen Industriespionage ermittelten und Exporten von Elektronik für Atomwaffen auf der Spur wären. Diese sollen vom Lago Maggiore in einen Nahoststaat geliefert werden – häufig fällt der Name Iran. Rund um den See befindet sich eine florierende Industriezone mit Kleinunternehmen, die für einschlägige Branchen Spezialteile produzieren.

Hier hat auch Italiens famose Helikopterfirma "Leonardo" ihren Standort. Die Rede ist auch davon, dass russische Oligarchen, die sich in Stresa und Umgebung ansiedelten, mit im Spiel sein sollen. Tatsächlich hat sich in den vergangenen Monaten eine Vielzahl von "schwerwiegenden russischen Persönlichkeiten" hier angesiedelt. "In letzter Zeit ist ein wahrer Exodus von Russen an den Lago Maggiore zu verzeichnen", berichtet die Mailänder Tageszeitung 'Corriere della Sera'. Sie finanzieren Luxushotels und Superrestaurants. Zweifellos kommen den Oligarchen auch die nahe gelegenen Schweizer Großbanken im Tessin zugute. Erst vor kurzem ermittelten französische Geheimagenten der Gegend, es ging um pharmazeutische Lieferungen in den Iran. Die Präsenz und der Tod von Anna Bozhkova, der Frau des Kapitäns, sprechen für einen Zusammenhang mit den Oligarchen. Sie soll als Dolmetscherin fungiert haben.

Offene Fragen

Gerüchte, dass es sich bei der Havarie nicht um eine Folge des Gewitters handelte, werden lauter: Wie konnte das aufziehende Gewitter binnen weniger Augenblicke eine derartige Kraft entwickeln, dass das Boot sofort sank und sich 19 Passagiere nur noch schwimmend ans Ufer retten konnten, während sich die vier Opfer im Schiffsinnern befanden?