Im US-Bundesstaat New York ist eine junge Frau erschossen worden, nachdem sie mit ihrem Auto versehentlich in die Auffahrt eines fremden Hauses gefahren war. Die 20-Jährige war nach Angaben der Polizei am Samstagabend mit drei Freunden in einer ländlichen Gegend nahe dem Ort Hebron im Auto unterwegs und auf der Suche nach dem Haus eines Freundes.
Zwei Schüsse auf Frau im Auto
Wie der zuständige Sheriff Jeffrey Murphy am Montag (Ortszeit) sagte, haben sich die jungen Leute verirrt und schnell bemerkt, dass sie die falsche Auffahrt gewählt hatten. In dem Moment sei ein Mann aus dem Haus gekommen und habe zwei Schüsse auf das Auto abgefeuert. Die Frau sei dadurch tödlich verletzt worden. Der mutmaßliche Täter, ein 65-Jähriger, sei festgenommen worden und müsse sich nun unter anderem wegen Totschlags verantworten, sagte Murphy. "Das ist ein sehr trauriger Fall." Dem Fernsehsender CNN sagte Murphy am Dienstag, der Mann habe bisher nicht mit der Polizei kooperiert und keine Reue gezeigt. "Er wurde in keiner Weise bedroht", betonte der Polizist. Die Gruppe habe nicht mit dem Hausbewohner interagiert und habe gerade wegfahren wollen. Es handle sich um eine sinnlose Tragödie.
In 38 US-Bundesstaaten gilt das "Stand-Your-Ground-Law", das es einer Person erlaubt, – im Extremfall – tödliche Gewalt anzuwenden, um sich gegen einen rechtswidrigen Angriff zu wehren. Damit wird die im amerikanischen Recht etablierte Pflicht ausgehebelt, vor einem Einbrecher oder Angreifer zurückzuweichen, bevor man zu "defensiven Maßnahmen greift, die eine andere Person töten oder schwer verletzen sollen oder dieses verursachen können". Was dabei genau eine "Bedrohung" ausmacht, ist jedoch offen. Im Bundesstaat New York gibt es das "Stand-Your-Ground-Law" im engeren Sinne gar nicht. Im gegenständlichen Fall in New York wäre seine Anwendung wohl auch sehr zweifelhaft, zumal ein Bedrohungsszenario nicht erkennbar gewesen wäre.
16-Jähriger läutete an Tür und wurde angeschossen
Erst kurz zuvor hatte ein ähnlicher Fall im US-Bundesstaat Missouri für Empörung gesorgt: Dort wurde ein Teenager von einem Hausbesitzer angeschossen und verletzt, nachdem er sich in der Haustür geirrt hatte. US-Medien zufolge wollte der 16-Jährige in Kansas City nur seine Geschwister abholen, läutete aber versehentlich an der falschen Haustür. Daraufhin habe der Hausbesitzer kurzerhand auf den schwarzen Jugendlichen geschossen. Der Bub überlebte. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde Anklage wegen schwerer Körperverletzung erhoben.
Die USA sind seit Langem mit einem schwer begreiflichen Ausmaß an Waffengewalt konfrontiert – die Diskussion wird durch die aktuellen Fälle einmal mehr angeheizt.