Am Wochenende legten tausende Demonstranten mehrere Teile Serbiens lahm. In insgesamt 50 Städten gingen sie auf die Straße und blockierten unter anderem die Stadtautobahn in Belgrad und die Donaubrücke im nordserbischen Novi Sad. Seit einem Monat kommt es immer wieder zu Ausschreitungen im Land. In der Regel verlaufen die Proteste zwar gewaltfrei, in der Stadt Novi Sad kam es am Samstag allerdings zu mehreren Gewaltausbrüchen, woraufhin vier Personen verhaftet wurden, heißt es vom Nachrichtenportal N1.

Mehrere Umweltorganisationen hatten zuvor die Bevölkerung aufgerufen, auf die Straße zu gehen. Der Grund für die Proteste ist ein im vergangenen Monat verabschiedetes Referendumsgesetz, das es den Menschen erschwert, gegen umweltschädliche Projekte zu protestieren, sowie über ein noch nicht unterzeichnetes Enteignungsgesetz, das dem Staat ermöglicht, Privatland einfach zu erwerben.

Dörfer haben kein Trinkwasser mehr

Noch dazu richten sich die Proteste auch gegen den geplanten Abbau von Lithium im westserbischen Loznica durch den britisch-australischen Bergbaukonzern Rio Tinto. Umweltschützer befürchten, dass mit den Projekten Böden und Wasser in Serbien verschmutzt werden könnten, was in Serbien schon jetzt keine Seltenheit ist. In den umliegenden Dörfern der südwestlichen Stadt Valjevo, etwa Popučak und Lukavac, weisen Trinkwasserbrunnen einen so hohen Verschmutzungsgrad auf, dass das Wasser weder getrunken noch für andere Haushaltsbedürfnisse verwendet werden darf, schreibt der Nachrichtensender Al Jazeera Balkans.

Vučić zieht Referendumsgesetz nicht zurück

Unterstützung bekommen die Demonstranten währenddessen vom serbischen Tennisweltmeister Novak Djokovic: "Saubere Luft, Wasser und Nahrung sind die Schlüssel zur Gesundheit. Ohne das ist jedes Wort über ‚Gesundheit‘ überflüssig", schrieb Djokovic via Instagram.

Im Gegensatz dazu uneinsichtig zeigt sich Serbiens Präsident Aleksandar Vučić: "Was haben Sie erreicht und was hat das alles für einen Sinn?" Daraufhin betonte er nochmals, dass es für ihn keinen Grund gäbe, das Referendumsgesetz zurückzuziehen. "Entweder tötet mich oder geht zur Wahl. Die Politik wird nicht von der Straße bestimmt."