Der Sorgerechtsstreit um den sechsjährigen Eitan, einziger Überlebender des Seilbahnunglücks am Lago Maggiore vom Pfingstsonntag, weitet sich zu einem diplomatischen Fall aus. Nach Informationen des israelischen Senders Channel 12 News seien Experten aus dem israelischen Außen- und Justizministerium in einem Gutachten zu dem Schluss gekommen, der Bub müsse zu seiner Tante zurück nach Italien gebracht werden. Wann und ob das geschieht, ist völlig offen. Am Wochenende hatte der Großvater Shmuel P. das Kind gegen den Willen der sorgeberechtigten Tante erst nach Lugano in die Schweiz und dann mit einem Privatflug nach Tel Aviv in Israel gebracht.

Die Schwester von Eitans Vater, Aya Biran-Nirko, hatte am Wochenende bei der italienischen Polizei Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Pavia ermittelt wegen Entführung. Auch in Israel wurde ein Ermittlungsverfahren gegen Shmuel P., den Großvater mütterlicherseits, eröffnet. Der Streit auf dem Rücken des Kindes wird auch in der Öffentlichkeit ausgetragen. "Zum Wohle Eitans kann ich nicht mehr schweigen", sagte Biran-Nirko in Travacò bei Pavia in der Lombardei. Hier war auch der Sechsjährige zu Hause, dessen Familie beim Seilbahnunglück am Lago Maggiore ums Leben kam und seit fünf Jahren bei Pavia lebte. Unter den 14 Toten waren beide Eltern des Sechsjährigen, sein zweijähriger Bruder sowie die Urgroßeltern, die zu Besuch aus Israel gekommen waren.