Nach einem Erdbeben in Haiti mit mehr als 1400 Toten haben starke Regenfälle die betroffene Region im Südwesten des Karibikstaates heimgesucht. Das dafür verantwortliche Tiefdruckgebiet "Grace" sei mittlerweile wieder zu einem Tropensturm erstarkt und ziehe gen Westen Richtung Jamaika weiter, teilte das US-Hurrikanzentrum Dienstagfrüh (Ortszeit) mit.

Das Zentrum warnte vor Überschwemmungen und Erdrutschen in Teilen der Insel Hispaniola, auf der Haiti und die Dominikanische Republik liegen. Als Folge des Regens könnte das Wasser örtlich bis zu 25 Zentimeter Höhe erreichen, in Einzelfällen sogar bis zu 38 Zentimeter.

In einer Notunterkunft im Ort Les Cayes auf der Halbinsel Tiburon im Südwesten Haitis stand das Wasser knöchelhoch, wie auf Fotos vom Montagabend (Ortszeit) zu sehen war. Völlig durchnässte Überlebende des Bebens vom Samstag suchten das Camp auf, ihr Hab und Gut teils in Säcken auf dem Kopf tragend, wie andere Bilder zeigten. Viele obdachlose gewordene Menschen übernachteten bisher im Freien.

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Tausende Verletzte

Die Zahl der bestätigten Todesopfer des Erdbebens der Stärke 7,2 stieg mittlerweile auf 1.419, wie die Zivilschutzbehörde am Montag mitteilte. Rund 6.900 Menschen wurden bei der Katastrophe verletzt. Zahlreiche Menschen wurden noch in den Trümmern der vielen zerstörten Gebäude im Süden des Landes vermutet.

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Das Beben hatte sich am Samstagfrüh (Ortszeit) nahe der Gemeinde Saint-Louis-du-Sud östlich von Les Cayes in einer Tiefe von rund zehn Kilometern ereignet. Mindestens 13.700 Häuser wurden nach Angaben der Zivilschutzbehörde zerstört und ebenso viele beschädigt. Mehr als 30.000 Familien seien betroffen. Laut Caritas International werden vor allem Nahrung, Trinkwasser, Zelte und medizinische Erstversorgung benötigt.

Haiti war auch nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 mit mehr als 220.000 Toten schlecht auf eine ähnliche Katastrophe vorbereitet. Hinzu kommt eine tiefe politische Krise, die sich nach der Ermordung des Staatspräsidenten Jovenel Moïse durch eine Kommandotruppe in seiner Residenz am 7. Juli verschärfte.