Wegen der zahlreichen und teils großflächigen Brände in Griechenland ist eine heftige politische Auseinandersetzung im Land im Gange. Innerhalb von nur acht Tagen war die griechische Feuerwehr mit 586 Bränden konfrontiert. Das erklärte der Staatssekretär für das Krisenmanagement, Nikos Chardalias, während einer Pressekonferenz zu den Waldbränden, die sich seit Anfang August vor allem in Attika, auf Euböa und auf der Peloponnes ereigneten.

Chardalias betonte, dass er Premierminister Kyriakos Mitsotakis bereits seinen Rücktritt angeboten habe. "Der Rücktritt liegt im Fach des Premierministers ganz oben", versicherte er. Chardalias fügte hinzu, er habe stets pflichtbewusst gehandelt.

Auf politischer Ebene ging unterdessen der Schlagabtausch zwischen Regierung und Opposition anlässlich der katastrophalen Großbrände weiter. Premierminister Mitsotakis entschuldigte sich bei den griechischen Bürgern für die Unzulänglichkeiten bei den Löscharbeiten und versprach, dass alle Verantwortlichen identifiziert und zur Rechenschaft gezogen würden.

Der konservative Regierungschef hob zugleich die Wucht der zahlreichen Brände hervor, die in Griechenland innerhalb weniger Tage ausgebrochen waren. Unter Hinweis auf die Katastrophenschutzplanung meinte er, es sei "weder offensichtlich noch selbstverständlich", dass Menschenleben gerettet wurden. Mitsotakis betonte, zentrales Element der Pläne der Regierung sei die umgehende Wiederherstellung und Aufforstung der betroffenen Gebiete. Dafür werde ein Direkthilfepaket im Umfang von 500 Millionen Euro bereitgestellt.

Die linke Oppositionspartei Syriza kritisierte, der griechische Wiederaufforstungsplan sei für lediglich 16.500 Hektar vorgesehen, verbrannt seien jedoch bisher mindestens 50.000 Hektar. Hinzu kämen verbrannte landwirtschaftliche Nutzflächen sowie vernichtete Waldflächen vergangener Jahre. Der Auftritt von Mitsotakis im Fernsehen wurde laut der oppositionellen Zeitung "Avgi" in den sozialen Netzwerke äußerst negativ bewertet. Wütende Kommentare hätten Twitter überschwemmt, so das linksorientierte Blatt.

Syriza-Chef Alexis Tsipras räumte ein, Hauptursache für diese "Katastrophe historischen Ausmaßes" sei der Klimawandel. Dieser dürfe jedoch nicht als Ausrede benutzt werden. Zugleich rief er dazu auf, die Kräfte zu vereinen, um die Folgen der Brände einzudämmen. Er warf allerdings der Regierung vor, eine schwerwiegende Verantwortung für die entstandene Lage zu tragen. Vor allem bei der Bekämpfung der Feuersbrunst auf der Insel Euböa habe die Regierung "ohne jeglichen Plan" gehandelt.

Syriza-Pressesprecher Nassos Iliopoulos beschuldigte den Premierminister, dass er sich als Retter zu präsentieren versucht habe um daraus politisches Kleingeld zu schlagen. Mitsotakis habe um die Unterstützung der Bürger geworben, während die Brände weiterhin die Wälder zerstörten und Menschen starben. Den Behörden warf Iliopoulos das "Fehlen jeglicher Koordination" vor.

In einem Kommentar in der Syriza nahestehenden "Zeitung der Redakteure" hieß es, es bestehe kein Zweifel, dass die Regierung in Schwierigkeiten stecke. Sie könne die Öffentlichkeit nicht überzeugen, wenn sie sich lediglich auf den Klimawandel als unüberwindbaren Grund für die Naturkatastrophe berufe. Nicht einmal ihre eigenen Parteikader, Mitglieder, Anhänger und Wähler würden ihr das abnehmen. Mitsotakis habe sich "als der schlechteste Schwätzer" herausgestellt.

Syriza übte auch heftige Kritik am "Verschwinden" von Zivilschutzminister Michalis Chrysochoides aufgrund seiner Abwesenheit während der Löscharbeiten. Er selbst allerdings argumentierte, dass man ihn nicht sehe und höre, weil er all dieser Tage "mit dem Schlauch in der Hand" herumgehe und renne, um die Feuer zu löschen.