Gut eine Woche nach den verheerenden Überflutungen mit Todesopfern kam es am Samstag in Belgien neuerlich zu schweren Regenfällen. Über Tote und Verletzte war zunächst nichts bekannt.

In Belgien wurden zahlreiche Autos weggeschwemmt und Menschen in Sicherheit gebracht In der Stadt Dinant blockierten vom Wasser mitgerissene Fahrzeuge einen Bahnübergang, berichtete die Nachrichtenagentur Belga Samstagabend. Der Bahnverkehr war wegen des Hochwassers Mitte Juli aber bereits eingestellt. In der Stadt Namur rund 100 Kilometer westlich von Aachen mussten Menschen evakuiert werden. "Es ist eine Katastrophe", zitierte Belga die Feuerwehr.

Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTBF wurde gezeigt, wie sich Straßenzüge in reißende Flüsse verwandelt haben und Trümmer umherliegen. Neben Namur und Dinant waren noch weitere Städte und Dörfer von starken Regenfällen und Überschwemmungen betroffen. In Wallonisch-Brabant südlich von Brüssel kam es zu Erdrutschungen. Auch in der Provinz Antwerpen im Norden des Landes musste die Feuerwehr ausrücken.

Die Situation war laut dem nationalen Krisenzentrum jedoch "nicht vergleichbar" mit den Überschwemmungen vom 14. und 15. Juli. Damals hatten heftige Unwetter in den dicht besiedelten Tälern der Maas-Region im Dreiländer-Eck Deutschland, Belgien und Niederlande in Belgien zumindest 36 Todesopfer gefordert, sieben Menschen werden noch vermisst.

70 Einsätze in Bayern

In Deutschland hatten sich - nach den verheerenden Überflutungen Mitte Juli mit mindestens 179 Todesopfern und noch immer Dutzenden Vermissten - die Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen am Samstag auf neue Schauer und Gewitter vorbereitet. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte vor möglichen neuen heftigen Starkregen in der Nacht auf Sonntag gewarnt.

In der Nacht wurden Gewitter in Teilen Bayerns gemeldet. Die Polizei in Oberbayern berichtete am späten Abend von rund 70 Einsätzen wegen umgestürzter Bäume und voll gelaufener Keller im südlichen Teil. Größere Schäden gab es laut einem Sprecher in Rosenheim vorerst nicht. Ähnlich saht es zu diesem Zeitpunkt im Allgäu aus, wo die Polizei in Füssen unter anderem von etlichen abgebrochenen Ästen sprach.

In der Hochwasserregion in Rheinland-Pfalz hatte der Katastrophenschutz vorsorglich eine Notunterkunft für die Bürger eingerichtet. Die Menschen in möglicherweise betroffenen Orten wurden informiert, in den Sozialen Medien und mittels Flugblättern. Demnach bestand keine akute Hochwassergefahr für die Ahr.

Mehrere Millionen Euro an Spenden für Betroffene

Groß ist in Deutschland die Spendenbereitschaft für die von der Katastrophe Betroffenen: Bei der Benefizsendung "Deutschland hilft - Die Sat.1-Spendengala" gingen Samstagabend 31,2 Mio. Euro Spenden ein. Mehr als 50 Prominente saßen als Sammler für Spenden am Telefon, darunter Hella von Sinnen, Verona Pooth, Samuel Koch, Alex Peter, Matthias Opdenhövel und Mickie Krause.

Nicht nur der Privatsender Sat.1 hat Geld für die Opfer der Flutkatastrophe gesammelt. Das ZDF hatte vergangenen Dienstag bei einem Themenabend zu Spenden aufgerufen, RTL am Mittwoch einen "Tag der Hilfe" ausgerufen und die ARD am Freitag einen Benefiztag samt Show. Beim - gemeinsam mit dem Bündnis deutscher Hilfsorganisationen "Aktion Deutschland Hilft" veranstalteten - ARD-Spendentag kamen mehr als 16,5 Mio. Euro für die Opfer der Flutkatastrophe zusammen.

Viel Geld wird für die Instandsetzung der durch Hochwasser beschädigten oder zerstörten Autobahnen, Straßen und Brücken nötig sein: Das deutsche Bundesverkehrsministerium rechnet mit Kosten von rund 700 Mio. Euro, berichtet die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf eine entsprechende Lage-Einschätzung. Erste Strecken sind demnach bereits repariert, in einigen Fällen könnte die Sanierung aber Monate oder sogar Jahre dauern.