Kein Meer der Welt erhitzt sich so stark wie das Mittelmeer, warnt die Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) anlässlich des heutigen Internationalen Tages der Meere (8. Juni) in einem Bericht.

Die oft nicht mehr umkehrbaren Auswirkungen der Klimakrise hätten bereits jetzt dramatische Folgen: „Durch die Erhitzung droht eine Qualleninvasion. Knapp eintausend gebietsfremde Arten sind schon in wärmere Gewässer des Mittelmeers vorgedrungen – zulasten der gewohnten Tier- und Pflanzenwelt. Extremwetterereignisse vernichten sensible Korallen, Seegras und damit die Kinderstube von Fischen. Die Politik muss schleunigst handeln, um das Meeresjuwel zu retten“, erklärte WWF-Meeresexpertin Simone Niedermüller in einer Aussendung.

"Ein anderes Meer als früher"

Giuseppe Di Carlo, Direktor der WWF-Mittelmeer-Initiative, erklärt: "Das Mittelmeer von heute ist ein anderes Meer als früher. Die steigenden Temperaturen sind kein Problem der Zukunft, sondern bereits heute für Menschen aus Wissenschaft, Fischerei und Taucherei ebenso Realität wie für Küstenbewohner und -reisende. Gesunde Ökosysteme und eine intakte Biodiversität sind unsere besten natürlichen Abwehrmechanismen gegen die Klimakrise."

Der WWF spricht sich für 30 Prozent Meeresschutzgebiete aus, um wertvollen Erholungsraum für Fischpopulationen zu schaffen. Denn neben steigenden Wassertemperaturen sei auch die Überfischung ein riesiges Problemfeld.

Obwohl das Mittelmeer weniger als ein Prozent der Weltmeere ausmacht, beherbergt es zehn Prozent aller bekannten Meeresarten. Mehr als ein Viertel davon kommt ausschließlich im Mittelmeer vor. „Trotzdem ist das Mittelmeer eine große ökologische Baustelle. Die Klimakrise einzudämmen ist ein Langzeitprojekt, das wir jetzt beginnen müssen. Zudem braucht es Maßnahmen gegen Überfischung, Massentourismus und Plastikverschmutzung“, hebt die WWF-Meeresexpertin Niedermüller in einer Aussendung hervor.

Der WWF Österreich setzt sich mit Partner-Organisationen im Mittelmeerraum in vielen Schutzprojekten für den einzigarten Lebensraum ein. Weise die Politik insgesamt 30 Prozent Meeresschutzgebiete aus, erholten sich Fischbestände dadurch schnell. Davon profitierten letztlich auch Fischerei, Tourismus und die Wirtschaft ingesamt.

Was die Klimakrise im Mittelmeer bewirkt

  • Die steigenden Temperaturen und die zunehmende Überfischung führten zu einem Mangel an Fressfeinden von Quallen – es könnte daher sehr schnell zu einer Qualleninvasion kommen. Ein Horror für Fischer und Urlauber.
  • Zu den schlimmsten Folgen der Erhitzung zählen laut WWF die temperaturbedingten Wanderungen der Meeresbewohner: Heimische Weichtiere hätten laut WWF in israelischen Gewässern dadurch um fast 90 Prozent abgenommen.
  • Ein Massensterben der großen Steckmuschel, dieser größten mediterranen Muschelart, habe in manchen Regionen zu einem Rückgang von fast 100 Prozent geführt.
  • Die als besonders sensibel geltenden Unterwasser Neptungras-Wiesen, die bis zu 42 Prozent der CO2-Emissionen aller Mittelmeerländer speichern, seien ebenso bedroht wie die Gorgonien: 30 Prozent dieser weichen Korallenart seien allein durch Extremwetterereignisse wie Stürme zerstört worden.

Der Lachs stinkt zum Himmel

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnt am Tag des Meeres speziell vor dem Konsum von Lachs und Lachsprodukten. Denn dieser Fisch stamme zu über 90 Prozent aus Aquakulturen.

„Die verglichen mit Meeresfisch oft als umweltschonend bezeichnete Fischzucht ist aber tatsächlich eine ökologische Katastrophe. Die extrem beengten und nicht artgerechten Haltungsbedingungen der Fische führen vermehrt zu Krankheiten und erfordern einen enormen Pestizid- und Antibiotikaeinsatz. Diese Giftstoffe, tote Tiere und der Unrat aus den Becken verschmutzen den Meeresboden und gefährden andere Meerestiere“, heißt es in einer Aussendung von Greenpeace.