Es wohl einer der bizarrsten Kriminalfälle, den es derzeit in den USA gibt: Nach 14-monatiger Unterbrechung ist der aufsehenerregende Prozess gegen den New Yorker Immobilienerben Robert Durst wieder aufgenommen worden.

Der Millionär wird gleich mit drei Todesfällen in Verbindung gebracht: 1982 verschwand seine Ehefrau Kathleen McCormack spurlos im US-Bundesstaat Vermont. Die Polizei geht davon aus, dass sie tot ist, die Leiche wurde nie gefunden. Durst zählte zum Kreis der Verdächtigen, zu einer Festnahme kam es aber nicht.

2000 wurde schließlich die  US-Autorin Susan Berman in Kalifornien erschossen aufgefunden. Die beiden kannten sich seit Studienzeiten in den 1960er-Jahren und waren eng miteinander befreundet. Die Anklage legt nahe, dass Durst sie verschwinden lassen wollte, als die Polizei die Ermittlungen im Fall der verschwundenen Ehefrau wieder in Gang brachte. Berman hätte als mögliche Zeugin befragt werden können.

2001 wurden Leichenteile von Morris Black gefunden, einem damaligen Nachbarn von Durst in Texas. Im Fall von Blacks Tod kam Durst vor Gericht, wurde jedoch 2003 freigesprochen. Durst verteidigte sich damit, bei einem handgreiflichen Streit in Notwehr gehandelt zu haben.

Prozess wird nun doch fortgesetzt

Der Prozess wurde aufgrund von Corona im März 2020 ausgesetzt. Ein Richter in Los Angeles lehnte am Montag einen Antrag der Verteidigung ab, das Verfahren erneut zu vertagen. Die Verteidigung habe bereits "mindestens fünf Jahre Zeit gehabt, um sich auf alle möglichen Szenarien" vorzubereiten.

Dursts Anwälte hatten argumentiert, die lange Prozesspause wegen der Corona-Pandemie habe ihrem Mandaten geschadet. Außerdem leide der 78-Jährige an zahlreichen Gesundheitsproblemen und habe unter anderem Krebs. Diese Erklärung ließ der Richter nicht zu. Den Prozess wegen chronischer Erkrankungen zu unterbrechen, würde zudem letztlich bedeuten, dass einige Angeklagte eine "Immunität vor Strafverfolgung" hätten  - und genau das wolle man nicht.

Durch Doku und Film landete er schließlich vor dem Richter

Schon seit Jahren versuchen die Behörden, Durst vor den Richter zu bringen. Und ohne einen Anruf bei Filmemacher Andrew Jarecki wäre ihm die Anklagebank wohl erspart geblieben. Der Sohn des New Yorker Immobilienmoguls Seymour Durst, griff 2010 zum Telefonhörer, als er Jareckis Filmdrama "All Good Things" mit Ryan Gosling und Kirsten Dunst gesehen hatte. "Ich habe dreimal dabei geweint. Ich möchte reden", ließ Durst den Regisseur damals wissen.

Jarecki und der Produzent Marc Smerling hatten für ihr Drehbuch die Lebensgeschichte des Immobilienerben aufbereitet: Wie Durst als Sohn wohlhabender Eltern an der Ostküste aufwuchs, sich in eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen verliebte und mit ihr in einer Kleinstadt einen Lebensmittelladen eröffnete, bevor sie unter rätselhaften Umständen verschwand und er verdächtigt wurde, sie ermordet zu haben.

Auf den Film folgte eine HBO-Dokumentation, infolgedessen Durst schließlich festgenommen wurde. Im März 2015 kam es in einem Hotelzimmer in New Orleans dazu - nur wenige Stunden vor Ausstrahlung des Finales  der Fernsehdokumentation "The Jinx: The Life and Deaths of Robert Durst" ("Der Unglücksbringer: Das Leben und die Tode des Robert Durst").

Darin hatte Durst offenbar unbeabsichtigt eine Art Mordgeständnis abgelegt. Der Multimillionär war sich offenbar nicht bewusst, dass das Mikrofon angeschaltet war, als er die Toilette aufsuchte. Dabei murmelte er vor sich hin: "Was zum Teufel habe ich getan? Sie alle umgebracht, natürlich." Dursts Anwälte argumentieren, die Aufnahme sei stark bearbeitet und verändert worden.

Die US-Justizbehörden reagierten prompt und nahmen Durst in New Orleans fest. Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles erhob im Fall von Susan Berman Mord-Anklage, wenig später wurde Durst nach Kalifornien überstellt. Vor dem Haftrichter hat er mehrmals seine Unschuld beteuert.

Nach seiner Festnahme hatte Durst gegenüber der Staatsanwaltschaft ausgesagt, er habe während der Dreharbeiten für die Doku-Serie unter Drogeneinfluss gestanden. Seine damals getätigte Aussage habe daher keine Bedeutung.