In Myanmar sind bei Protesten gegen die Militärmachthaber am Freitag mindestens acht Menschen getötet worden. Laut dem Nachrichtenportal Myanmar Now wurden sieben Menschen in der Stadt Aungpan getötet. Eine verwundete Person starb, nachdem sie in der nahe gelegenen Stadt Kalaw ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Das brutale Vorgehen der Junta in Myanmar gegen Kritiker des Militärputsches führt unterdessen zu einer massiven Fluchtbewegung aus der Handelsmetropole Yangon.

Mit dem Sprecher der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) wurde ein weiteres prominentes Mitglied von Aung San Suu Kyis Regierungspartei festgenommen. Beobachter befürchten, dass Kyi Toe, der seit dem Putsch die Medien im Land über die NLD und die Entwicklungen informiert hatte, gefoltert werden könnte. In den vergangenen Wochen waren bereits zwei NLD-Mitglieder kurz nach ihrer Inhaftierung gestorben.

Tausende Menschen festgenommen

Seit dem Umsturz von Anfang Februar wurden nach Angaben der Gefangenenhilfsorganisation AAPP bereits mehr als 2200 Menschen festgenommen, mindestens 224 wurden getötet. Die faktische Regierungschefin Suu Kyi, die die Parlamentswahl im November klar gewonnen hatte, wurde in Gewahrsam genommen und wird mehrerer Vergehen beschuldigt. Das Vorgehen der Militärjunta gegen die Demonstranten wurde in den vergangenen Wochen immer brutaler.

Vor allem aus der Metropole Yangon wollten die Menschen vor der Gewalt in ländlichere Regionen flüchten, hieß es. "Ich fühle mich nicht mehr sicher, in manchen Nächten kann ich nicht einmal schlafen", sagte eine Bewohnerin von Yangon. "Ich habe Angst, dass als nächstes das Schlimmste passiert", fügte sie hinzu. In dem Stadtteil, in dem sie wohne, sei die Situation "sehr intensiv". Sicherheitskräfte "nehmen die Menschen von der Straße weg". Sie habe Bus-Tickets gekauft, um in ihren Heimat-Bundesstaat im Westen Myanmars zurückzukehren.

Ein 29-jähriger Goldschmied aus Yangon berichtete per Telefon, er habe die Stadt bereits verlassen. "Es war zu qualvoll zu bleiben", sagte er mit Blick auf das Vorgehen der Junta. Seit er die Stadt verlassen habe, fühle er sich "erleichtert und viel sicherer".

Seit 1. Februar im Ausnahmezustand

Seit dem Militärputsch am 1. Februar befindet sich Myanmar in Aufruhr. Gegen die Proteste Zehntausender Menschen geht die Junta brutal vor. In sechs Stadtteilen von Yangon, der ehemaligen Hauptstadt Myanmars, verhängte die Junta in dieser Woche das Kriegsrecht. Fast zwei Millionen Menschen unterstehen damit praktisch der direkten Kontrolle des Militärs.

In der an Myanmar angrenzenden thailändischen Provinz Tak bereiteten die Behörden Notunterkünfte für Flüchtlinge vor. "Falls viele Myanmarer wegen einer dringenden Angelegenheit über die Grenze fliehen, haben wir Maßnahmen getroffen, um sie zu empfangen", erklärte der Provinzgouverneur Pongrat Piromat. Seine Provinz sei in der Lage, zwischen 30.000 und 50.000 Menschen aufzunehmen. Etwa 90.000 Flüchtlinge aus Myanmar leben bereits in der durchlässigen Grenzregion.

Der indonesische Präsident Joko Widodo forderte am Freitag ein sofortiges Ende der Gewalt in Myanmar und rief die Regierungen der Region zu einem Gipfeltreffen der Vereinigung Südostasiatischer Staaten (ASEAN) auf. "Ich werde mit dem Sultan von Brunei als Vorsitzendem der ASEAN über die Möglichkeit eines ASEAN-Gipfels sprechen, um die Krise in Myanmar zu erörtern." Anfang März gab es bereits ein Online-Treffen der Außenminister der zehn ASEAN-Staaten zu der Gewalteskalation in Myanmar.