"Es gibt nur einen Planeten Erde und eine Zukunft für die Menschheit." Die Worte des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping klingen wie jene von Greta Thunberg  vor genau einem Jahr beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos neben dem damalige US-Präsidenten Donald Trump.  Trump ist Geschichte und das Weltwirtschaftsforum 2021 auf Mai und nach Singapur verlegt. Stattdessen hält WEF-Chef Klaus Schwab diese Woche eine virtuelle Tagung zur "Davos Agenda" ab. Mit Spannung wurde deshalb die Eröffnungsbotschaft  von Xi Jinping für die Zukunft der Welt nach Corona und Trump erwartet. Die Welt brauche jetzt Zusammenarbeit statt Konfrontation, Wettbewerb solle wie auf einer Rennbahn stattfinden und nicht wie in einer Ringkampf-Arena, erklärte er in seiner halbstündigen Rede.

WHO stärken, Paris-Abkommen einhalten

Vier Hauptaufgaben  stünden vor der Menschheit, will sie gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen:  Erstens Kooperation für eine ausgeglichene und nachhaltige Weltwirtschaft. Zweitens das Ablegen von Vorurteilen und Hass. Keine Kultur sei bessere als eine andere, forderte Xi "friedvolle Koexistenz für den Fortschritt". Drittens müssten Gräben zugeschüttet werden, besonders die sich vergrößernde Nord-Süd-Kluft, um Wohlstand für alle zu sichern. Und viertens brauche es globale Zusammenarbeit bei Klimawandel und der Corona-Pandemie. "Es braucht alle Anstrengungen, um Leben zu retten." Eine stärkere Rolle der  Weltgesundheitsorganisation WHO und die Einhaltung des  Pariser Klimaabkommen strich er hervor.  Gemeinsam solle man auch für gerechte Verteilung von Impfstoff sorgen, China liefere bereits an 150 Länder.

Multilateralismus statt Handelskriege

Die Welt brauche eine "Vision für eine gemeinsame Zukunft für Frieden, Entwicklung, Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie und Gleichheit" fasste Xi zusammen. Für den Welthandel sei Multilateralismus die erste Wahl, aber nicht nach Interessen der Stärkeren, sondern nach einer  globalen  Governance. "Wir sollten Handelsabkommen einhalten und Hürden abbauen, Lieferketten sollten stabil und nachhaltig sein." 

Chinas Hausaufgaben

Nach der Ära der Handelskriege  mit den USA erschien dies wie eine ausgestreckte Hand nicht nur an den neuen US-Präsidenten Joe Biden, sondern auch an EU, die gerade dabei ist, ein ausverhandeltes Handelsabkommen mit China zu ratifizieren. Allerdings ist vor allem auch  China selbst gefordert, sich auf den Prüfstand der Menschenrechte oder des Urheberschutzes zu stellen und sein digitales Überwachungsregime zu hinterfragen und überhaupt sein politisches System zu demokratisieren. Zumindest sagte Xi, man solle "internationales Recht respektiert" werden und die Charta der Vereinten Nationen solle Grundlage der globalen Zusammenarbeit sein.