Am Tag nach dem starken Erdstoß in Zentralkroatien, der am Dienstag sieben Menschenleben gefordert und großen Schaden angerichtet hatte, gab es in Petrinja und Sisak eine Reihe von Nachbeben. Mittwoch früh erschütterten wieder drei stärkere Stöße die Gegend, der heftigste um 6.26 Uhr hatte nach Angaben von Seismologen eine Stärke von 4,8 auf der Richterskala. Die Nachbeben waren auch in Slowenien spürbar.

Die Rettungs- und Aufräumarbeiten, die auch in der Nacht andauerten, wurden am Mittwoch fortgesetzt. Die Bergrettung hatte nachts mehr als 80 Objekte auf mögliche Verschüttete überprüft, ihre rund 100 Mitglieder setzen die Arbeit am Mittwoch fort, berichteten Medien. Am stärksten betroffen waren neben den Städten Petrinja und Sisak auch die Dörfer in der Umgebung von Glina, wo zahlreiche Häuser komplett zerstört wurden. Im Dorf Majske Poljane bei Glina waren am Dienstag fünf Menschen nur noch tot geborgen worden.

Viele Menschen verbrachten die Nacht in Autos oder Zelten. Um sich warm zu halten, entzündeten sie Feuer im Freien. Wasser, Essen und Decken wurden verteilt. Obwohl Notunterkünfte organisiert wurden, blieben viele bei ihren zerstörten Häusern. "Glücklicherweise ist es derzeit ein milder Winter", sagte ein Bewohner von Petrinja zum Nachrichtenportal "24sata", der zusammen mit seiner Familie die Nacht im Auto vor seinem Haus verbrachte. Wie er betonte, könne man das auf Dauer nicht aushalten. "Wir haben zehn Decken im Auto gehabt, es war aber trotzdem kalt". Viele Bewohner der Gegend haben bereits zum zweiten Mal ihr Haus verloren, nachdem sie erstmals im Kroatien-Krieg (1991-1995) getroffen wurden.

Petrinja mit etwa 20.000 Einwohner wurde am stärksten getroffen
Petrinja mit etwa 20.000 Einwohner wurde am stärksten getroffen © AFP

Nacht im Freien verbracht

Vor allem Ältere wollten ihr Heim nicht verlassen. "Wir konnten einige Bewohner nicht davon überzeugen, ihre zerstörten Häuser zu verlassen. Sie blieben am Feuer in ihren Höfen", sagte eine Mitarbeiterin des Roten Kreuzes zum kroatischen Fernsehen HRT. In den Dörfern konnten viele nicht weg, weil sie sich um ihr Vieh kümmern müssen, so die Vize-Bürgermeisterin von Glina, Branka Baksic Mitic, laut Nachrichtenportal "Index".

Während sieben Menschen, darunter ein zwölfjähriges Mädchen, unter den Trümmern ihr Leben verloren haben, berichten die Medien auch über geglückte Rettungsaktionen: So konnte am Dienstag eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung von Petrinja, die stundenlang in ihrem Büro verschüttet war, geborgen werden. Die Hunde hatten sie unter dem Schutt aufgespürt, Rettungskräfte hatten laut Medienberichten vier Stunden gebraucht, um sie zu bergen.

Am Mittwoch wird in Kroatien der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarcic, erwartet. Das Atomkraftwerk Krsko in Slowenien, das nach dem Beben präventiv abgeschaltet wurde, sollte nach durchgeführten Prüfungen voraussichtlich noch am Mittwoch wieder hochgefahren werden.

Es gibt eine Welle der Hilfsbereitschaft. Aus allen Regionen Kroatiens werden Hilfskräfte und finanzielle Unterstützung geschickt. Viele Freiwillige sind im Einsatz. Menschen spenden Kleidung, Nahrung, Decken, bieten den Betroffenen Unterschlupf an. Auch international wurde Hilfe angeboten, etwa seitens der EU-Kommission und aus Österreich.